Am 18. August hatte ich das Vergnügen, live bei der Lesung von Elisabeth Westmore im Muasem Hüs dabei zu sein. Die Veranstaltung in Kooperation mit den Morsumer Kulturfreunden startete um 11:00 Uhr, und der Raum war gut gefüllt mit interessierten Zuhörern, die gespannt auf die Vorstellung ihres neuen Buches „Sylter Kapitäne“ warteten. Dieses Buch, das im August 2024 im Husum Verlag erschien, ist ein umfassendes Werk zur maritimen Geschichte der Insel Sylt. Auf 944 Seiten und mit 400 Abbildungen beleuchtet es die zentrale Rolle der Seefahrt für die Wirtschaft und Gesellschaft der nordfriesischen Inseln vom 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Nach den einleitenden Worten von Maren Ehmke von den Morsumer Kulturfreunden e.V. startete Elisabeth Westmore mit einer Einführung, gefolgt von der mit Spannung erwarteten Lesung.
Ein Großteil der männlichen Bevölkerung Sylts verdiente über Jahrhunderte hinweg seinen Lebensunterhalt zur See, was nicht nur die ökonomische, sondern auch die soziale Struktur der Inselgemeinschaft prägte, bis die Seefahrt allmählich durch den aufkommenden Tourismus ersetzt wurde. Im Buch werden die Namen von ca. 800 Sylter Kapitänen genannt, die über mehr als drei Jahrhunderte hinweg zur Seefahrtsgeschichte der Insel beigetragen haben. In den einleitenden Kapiteln beschreibt Elisabeth Westmore verschiedene Aspekte der Sylter Seefahrt, einschließlich des Herings- und Walfangs sowie der Küsten- und Handelsschifffahrt. Weitere Kapitel widmen sich der Ausbildung der Schiffsführer, dem Leben der Kapitänsfrauen und dem Alltag der Kapitäne nach ihrer aktiven Seefahrtszeit.
Besonders informativ war, wie Elisabeth Westmore den Zuhörern klar und verständlich die patronymische Namensgebung auf Sylt erklärte. Diese Praxis, bei der der Nachname eines Kindes vom Vornamen des Vaters abgeleitet wurde, wurde um die Wende zum 19. Jahrhundert durch feste Familiennamen ersetzt. Das Buch enthält zwei Register für die Biografien der Kapitäne: eines nach Vornamen für Schiffsführer vor 1790/1800 und eines nach Nachnamen für diejenigen, die danach geboren wurden. Diese detaillierte Herangehensweise zeigt, wie sorgfältig Elisabeth Westmore ihre Recherche betrieben hat, um die Lücke in der Geschichtsforschung Sylts zu schließen.
In der Lesung erfuhren die Besucher unter anderem auch, mit welchen Kosten für die Theorie damals zu rechnen war und wie sich das Kapitänspatent entwickelte.
Vor Beginn der Lesung trafen Herr und Frau Paulsen vom Husum Verlag ein und brachten rechtzeitig die druckfrischen Exemplare von „Sylter Kapitäne“ mit, die nach der Veranstaltung nicht nur erworben, sondern auch von der Autorin persönlich signiert werden konnten. Frau Paulsen ging in einer kleinen Rede nochmal auf die speziellen Herausforderungen und die logistische Leistung im Hintergrund ein.
Viele der Anwesenden hatten einen persönlichen Bezug zu den Sylter Kapitänen. Annelotte Jessen fand schnell ihren eigenen Vater unter den aufgelisteten Sylter Kapitänen. Es zeigt die enge Verbindung der Inselbewohner mit ihrer maritimen Vergangenheit.
Die Lesung war ein voller Erfolg, und ich war begeistert, live dabei gewesen zu sein, um diese tiefen Einblicke in die Sylter Seefahrtsgeschichte mitzuerleben. Die Mühe und Arbeit, die in Elisabeth Westmores Werk steckt, ist unbezahlbar.
Text/Fotos: Stefan Kny / Syltexklusiv.com