Kürzlich sagte meine Nachbarin zu mir: „Ich fahre nicht nach Sylt, das ist doch nur was für Schicki-Micki-Leute und Promis.“ WHAT? – wie man heute so schön neudeutsch sagt. Wirklich? Das konnte ich so nicht stehen lassen. Ich hakte nach – und prompt kamen alle möglichen Klischees auf den Tisch.
Daraufhin ging ich meine Kontakte durch: Menschen, die Sylt aus den verschiedensten Perspektiven kennen. Darunter Sylter, die dort leben; typische 14-Tage-Touristen (oder dieses Jahr vermutlich eher 10-Tage-Urlauber); und natürlich viele, die die Insel meiden, weil sie nicht zu dem „Klischee-Sylt“ gehören möchten.
Leute, es ist 2025! Meint ihr nicht, dass jeder sein eigenes Leben lebt und sich sein eigenes Bild machen darf?
Meine Kindheitserinnerungen an Sylt
Ich selbst war das erste Mal mit zwei oder vielleicht vier Jahren auf Sylt. Damals war es ganz einfach: Wir wohnten in einer Ferienwohnung von Freunden, frühstückten um 7:30 Uhr, und dann ging es direkt ans Meer – Richtung Westerland, später wieder zurück. Nachmittags? Radtouren zum Lister Ellenbogen oder nach Hörnum. Mit dem Auto fuhren wir ab und zu zur Kupferkanne, oder wir machten Spaziergänge rund um die Hörnumer Odde. Der Hörnumer Leuchtturm stand damals nicht auf der Route warum auch immer. Meine Mutter kochte, und so vergingen die Sommerjahre. Die gute alte Zeit!
Im Alter von 6 bis 16 Jahren war es fast jedes Jahr dasselbe( Wiederholungen müssen nicht immer schlecht sein): Dämme bauen an den Sandbänken, die durch Ebbe und Flut entstanden. Nach Stunden des Grabens und Schaufelns hatte ich Schwielen an den Händen, aber das war es wert. So erholt ging es nach den Sommerferien zurück in die Schule.
Das Wattenmeer – es war damals wie heute ein prägendes Erlebnis. Promis? Keine Ahnung, ob wir sie gesehen haben. Vermutlich schon, vielleicht aber auch nicht. Es war einfach egal.
Sylt damals und heute
Wenn man heute die Fotografen hört, die von den wilden Partys der 80er- und 90er-Jahre auf Sylt erzählen, klingt es fast so, als wäre man damals nicht drum herumgekommen. Aber ich kann dir sagen: Doch, das ging! Für mich war und ist Sylt vor allem Natur.
Morgens am Strand entlanglaufen, den Wind im Gesicht spüren, und man fühlt sich allein auf der Insel. Das ist mein Sylt.
Andere wiederum stehen mit dem Handy hinter einem Flatterband, um einen Schnappschuss von den Schauspielern der Serie Nord Nord Mord zu ergattern. Maximale Fremdschämmomente, wenn die Schauspieler fast zu einem Selfie gezwungen werden – nur damit später auf Facebook steht: „Getrude aus Heide trifft ihren Best-Buddy Schauspieler XY.“
Jeder erlebt Sylt anders – und das ist auch gut so
Wie Klaus Wowereit einst so treffend sagte: „Und das ist auch gut so.“ Sylt ist das, was du draus machst – ob als Urlauber, Insulaner oder Pendler. Wichtig ist nur, auch andere Lebensweisen zu tolerieren.
Was ist Sylt für dich?
Teile deine Meinung – egal, ob du die Insel liebst, meidest oder neu für dich entdeckst. 😊
Autor: Stefan Kny