Donnerstag, Juni 26, 2025

Wenn Spürnasen Leben retten – das Rettungshundeteam Sylt 

Zwischen eleganten Pferden und prickelndem Champagner war beim Poloturnier in Hörnum eine ganz besondere Einheit zu Gast: das Team des Bundesverbands Rettungshunde Sylt e.V.. Inmitten der edlen Kulisse zeigten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer mit ihren ausgebildeten Hunden, dass auf Sylt nicht nur Sport und Stil zu Hause sind – sondern auch ganz praktischer Lebensschutz.
Was viele nicht wissen: Rettungshunde werden nicht nur im Gebirge oder bei Großschadenslagen eingesetzt – auch auf Sylt spielen sie eine wichtige Rolle. Doch was genau machen diese Hunde eigentlich? Wer bildet sie aus, und wie kann man das Team unterstützen? Diese acht Fragen liefern die wichtigsten Antworten – präzise, relevant und auch für Einsteiger verständlich. Vielen Dank die 1. Vorsitzende Birthe Hinrichsen-Hinz, die unsere Fragen beantwortet hat.

Rettungshunde Birthe Hinrichsen Hinz Foto

Was genau machen Rettungshunde – und wo kommen sie auf Sylt zum Einsatz?

Unsere Rettungshundeteams bestehen aus einem Rettungshund und einem Hundeführer. Im Einsatzfall wird dieses Team noch durch einen  Suchtrupphelfer ergänzt, der den Hundeführer im Sucheinsatz unterstützt, so dass sich der Hundeführer ganz auf seinen Hund konzentrieren  kann. Die Teams suchen Menschen, die verloren gegangen sind. Das heißt in der Regel sind es demente Menschen, die nicht mehr wissen wo sie wohnen, Menschen in psychischen Ausnahmesituationen wie nach Schock oder mit suizidalen Gedanken. Aber auch Kinder gehören  in das Suchmuster.

Auf Sylt gibt es die gleichen Einsätze wie überall anders auch. Meist sind es Menschen in dienten Zuständen. Ob Einheimischer oder Gast,  spielt da keine Rolle.

Einige unserer Teams bestreiten noch die Ausbildung in den Trümmern. Einsätze hierfür sind Hauseinstürze bspw, die haben wir Gott sei dank  sehr, sehr selten. Weiterhin werden sie ausgebildet, um nach Erdbeben verschüttete Menschen zu orten, die Einsätze sind meist im Ausland  und hierfür benötigen die Teams noch eine Zusatzqualifizierung.

Wie läuft die Ausbildung eines Rettungshundes – und wie lange dauert das?

In der Regel beginnen wir mit einem Hund im Welpenalter. Dieser wird an verschiedene Umweltsituationen herangeführt. Das geht von laufen auf verschieden Untergründen bis hin zur Gewöhnung an auditive Reize wie Hämmern, laute Fahrzeuge, Stromaggregate usw. Im weiteren vermitteln wir dem Hund, dass der Mensch immer toll ist und es sich lohnt dort hinzugehen. Hier erwartet ihn dann ein gutes Futter oder das beste Spielzeug. Wenn der Hund dann verstanden hat, dass es um den Menschen geht beginnen wir damit, diesen auszulegen. Der Hund begibt sich mit dem Hundeführer auf einen sogenannten Witterungsspaziergang. Hier entdeckt er dann Geruch Mensch und wird dort hingehen, da er gelernt hat, dass sich genau das lohnt. Wir erweitern dann mit Zeit Distanzen, oder auch die Auffindepositionen. Mal liegt die vermisste Person, mal sitzt sie. Wir bringen ihnen auch bei, dass  die vermisste Person sich in der Höhe oder auch in der Tiefe befinden kann. 

Die Anzeigeart, also wie der Hund mir mitteilt, dass er etwas gefunden hat, trennen wir von der Suche. Möchte man in den Trümmern mit dem Hund arbeiten ist das Bellen als Anzeigeart, die einzig zulässige. Die Anzeige wird mit der Suche erst zusammengesetzt, wenn der Hund ganz viel Sicherheit hat beim Auffinden der Person.

Dann wird diese Zusammensetzung gefestigt und stabilisiert.

Nebenbei wird noch der Gehorsam trainiert und die Geschicklichkeit auf Geräten, wie eine Leiter zu begehen oder eine Wippe zu meistern.

Wenn dann alles klappt geht das Team zur Prüfung und durchläuft eine Einsatzüberprüfung. Dann sind sie bereit um Leben zu retten.

Wie unterscheidet sich die Arbeit eines Rettungshundes von der der Polizei oder Feuerwehr?

UnsereHunde sind erstmal unser Eigentum unser Familienhund. Sie gehen mit uns nach Hause und fahren mit uns in den Urlaub. Die Hunde der Polizei sind häufig auf den Schutzdienst oder das Suchen nach Drogen, Sprengstoff oder auch Datenträgern ausgebildet. Es gibt auch den ein oder anderen Mantrailer bei der Polizei. Die Polizei wird vor allen Dingen bei der Strafverfolgung eingesetzt. Wir als ehrenamtliche Lebensretter machen dies nicht. Auch der Bereich der Leichensuche liegt bei der Polizei. Noch ein Unterschied. Bundesweit gibt es auch Rettungshunde bei der Feuerwehr.

Wer steckt hinter dem Bundesverband Rettungshunde Sylt e.V.?

Wir sind alle im Ehrenamt unterwegs und bekommen keine Bezahlung für das was wir tun. Wir verbringen sehr viel unserer Freizeit miteinander und sind ganz viel unterwegs. Wir sind offen für Trainingseinheiten mit anderen Rettungshundeeinheiten und somit auch überregional unterwegs. 

Welche Einsätze gab es bereits auf Sylt – und was zeigt das über die Notwendigkeit des Teams?

Einsätze sind die gleichen, wie auch in jedem andren Ort oder Stadt. Nur mit dem Unterschied, dass es hier eine große, manchmal auch unwegsame Dünenlandschaft gibt. Wir suchen demente Menschen, Kinder, Menschen in psychischen Ausnahmesituationen, wie nach Schock oder mit suizidalen Absichten.. 

rettungshunde

Kann jeder Hund Rettungshund werden – und kann jeder Mensch mitmachen

Der Hund muss in einer guten physischen Verfassung sein, damit er die körperlichen Belastungen kompensieren kann. Manche Rassen, wie zum Beispiel die plattnasigen eignen sich nicht immer. Der Hund muss frei sein von jeglicher Aggression und auch keine übersteigerten Unsicherheiten zeigen.

Der Mensch muss wissen, dass er für diese Arbeit jede Menge Zeit mitbringen muss. Soziale Kompetenz ist hier enorm wichtig, da wir viel Zeit miteinander verbringen. Teamfähigkeit ist wichtig, denn unsere Arbeit geht nur im Team! Alleine im Einsatz zu sein geht nicht. Auch muss er Lernfreude mitbringen, denn nicht nur der Hund muss viel lernen. In der Ausbildung zum Hundeführer geht es um Karte&Kompass, Funk, erste Hilfe Mensch und Hund, Kynologie und Einsatztaktiken.

rettungshunde sylt

Wie kann man das Rettungshundeteam Sylt unterstützen – auch ohne eigenen Hund

Man darf gerne eine Patenschaft für einen unserer Hunde übernehmen oder uns Spenden zukommen lassen, denn wie schon gesagt, bekommen wir kein Geld für unsere Leistungen. Wir finanzieren uns komplett selbst und über Spenden.

Hat man selbst keinen Hund und möchte sich trotzdem engagieren?

Wir brauchen auch Helfer ohne Hund, für die Bereiche der Ausbildung am Hund sowie für das Einsatzgeschehen.

Warum ist es gerade auf Sylt so wichtig, ein funktionierendes Rettungshundeteam zu haben?

Stellen sie sich mal ein entlaufendes Kind am Ellenbogen vor. Ich weiß gar nicht, wie viele Hektar das sind. Das schafft nicht ein Team allein. Hier benötigen wir gut ausgebildete Teams, die es schaffen, dieses enorm große Areal abzusuchen. Hier bedarf es einer guten Zusammenarbeit mit den Feuerwehren und auch der Polizei. Bei so einem Einsatz ist es wichtig, dass Taktik, Thermik und Erfahrungswerte zum Verhalten von vermissten Personen genutzt werden, um die Teams auch ressourcenschonend einzusetzen. Es macht keinen Sinn, die Teams schon auf die ersten Meter zu „verheizen“.

Titelfoto: 1. Vorsitzende Birthe Hinrichsen – Hinz des Bundesverband Rettungshunde Sylt e.V.
Foto: BRH Sylt e.V

Herzlichen Dank für dieses Interview liebe Birthe!

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