SyltKrimi, Dünengrab Teil 5

Sie sind neu hier? Woche für Woche gibt es auf syltexklusiv einen Fortsetzungskrimi.Los geht es im Teil 1.

In Kooperation mit der Krimi-Autorin Krinke Rehberg präsentieren wir Ihnen den fesselnden Syltkrimi Dünengrab in mehreren Teilen. Jeden Samstag erscheint morgens ab 8.00 Uhr ein neuer Teil, des SyltKrimis. Lehnen Sie sich zurück, lassen Sie sich mitreißen und verpassen Sie Woche für Woche keine Folge des SyltKrimis. Heute Teil 5. Teil 4 finden Sie hier.

Eine halbe Stunde später stand Bente mit Ulrike hinter dem Haus auf dem Hügel, wo die blutverschmierte Strickjacke gelegen hatte.

Sie hing ihren Gedanken nach.

Der unsympathische Benno Larsen ging ihr nicht aus dem Kopf.

Warum war er auf Konfrontationskurs mit der Polizei gegangen? Lag es an ihr? Weil sie eine Frau war?

Spielte er einfach seine kleinen Machtspiele mit allen Frauen?

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand, der mit Juliettes Verschwinden zu tun hatte, dermaßen angriffslustig der Polizei gegenüber sein würde. Andererseits tickten Mörder anders.

Ulrike, ihre vier Jahre alte Labradorhündin, schnüffelte aufgeregt um die Markierung herum, wo die Spurensicherung Abdrücke, Bodenproben und Fotos genommen hatte.

Ihre Hündin Ulrike zu nennen, war ihre ganz spezielle Art von Humor. Sie liebte es, die überraschten Gesichter zu sehen, wenn sie ihren Hund rief.

Gleich hinter dem Hügel begann das Wattenmeer.

Das Grundstück der Larsens war nur durch den Beginn des kniehohen Heidekrautbewuchses abgegrenzt. Vom Rasen führte ein breiter und offensichtlich viel genutzter Trampelpfad in das Naturschutzgebiet.

Ulrike lief aufgeregt einem Kaninchen hinterher. Bente pfiff einmal und sofort war der Hund an ihrer Seite.

»Braves Mädchen!«, lobte Bente und ein Leckerli verschwand in Ulrikes Maul.

Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Sturm legte nur eine Verschnaufpause ein. Die Wolken türmten sich bedrohlich auf und in der Ferne war schon wieder ein Donnergrollen zu hören.

Bente nahm ihr Handy und filmte den Ort, drehte sich dabei langsam um 360 Grad im Kreis, um das Gefühl für diesen Ort einzufangen.

Warum wurde die Jacke hier gefunden? War das Mädchen geflohen? Vor wem?

Es war die zentrale Frage, um Licht ins Dunkel dieses Falles bringen zu können.

Bente checkte ihr Handy und betrachtete die Fotos, die Hansen ihr geschickt hatte.

Svea Larsen hatte angegeben, dass sie Juliette gegen 11 Uhr das letzte Mal gesehen hatte.

Ob die kleine Jördis etwas gesehen oder gehört hatte? 

Bente war sich sicher, dass beide Eltern nicht bereit wären, ihre Tochter einer Befragung auszusetzen.

Sie trat den Rückweg zum Haus an und wurde von den Kollegen der SpuSi am Trampelpfad zum Garten abgefangen.

»Im Haus sind wir fertig.«

Bente nickte.

»Nehmt euch noch die Autos vor und wenn Benno Larsen sich dagegen sträubt, schickt ihn zu mir.«

»Wieso, der ist doch entspannt!«

»Bitte?«

Bente traute ihren Ohren nicht.

»Larsen hat uns bisher bereitwillig überallhin Zugang verschafft und uns sogar Kaffee angeboten.«

»Reden wir von Benno Larsen?«

»Ja! Okay, dann noch die Autos.«

Bente blieb nachdenklich im Garten zurück.

War Benno Larsen ein Chauvinist, der es darauf anlegte, Frauen zu brüskieren? Sie fand vorerst keine andere Erklärung für sein Verhalten.

Ihr Handy klingelte.

»Hansen hier, Sie haben Besuch!«

Bente drehte sich zum Haus und sah Hansen an der Terrassentür stehen und ihr zuwinken.

Als sie in die Küche trat, stand ein Mann in maßgeschneidertem Anzug neben Hansen und überreichte ihr eine Visitenkarte.

Einen Anwalt erkannte sie auf Anhieb!

»Meine Mandantschaft war bisher sehr kooperativ und in Anbetracht der besonderen emotionalen Belastung, insbesondere für die Tochter, bitte ich Sie, das Haus unverzüglich zu verlassen und der Familie Zeit zu geben, zur Ruhe zu kommen.«

Bente war bewusst, dass Widerspruch zwecklos war. Das Haus war kein Tatort und lediglich die blutverschmierte Strickjacke der Vermissten deutete auf ein Verbrechen hin.

Sie wandte sich an die Kollegen und rief:

»Jungs! Wir gehen!«

Einige Minuten später stand Bente mit Hansen und Heike Röder auf der Auffahrt.

»Wo kam der denn so schnell her?«

»Keine Ahnung!«, grummelte Hansen in seinen Bart. 

Bente sah auf die Visitenkarte des Anwalts. »Maik Dreesen aus Hamburg. Er muss schon auf der Insel gewesen sein!«

Hansen nickte.

»Okay, was haben wir?«

»Die Jacke und den Rucksack der Vermissten, sowie den Schwangerschaftstest. Im Bad haben wir einige Blutspuren gefunden.«

»DNA-Spuren?«

»Haare aus der Bürste und Erich hat den Inhalt aller Mülleimer mitgenommen.«

Erich, einer der Kollegen von der Spurensicherung, stand einige Meter entfernt am Auto und hielt zum Beweis 4 Plastikbeutel hoch.

»Ich habe den Messerblock gesichert!«

Hansen überreichte Erich den Block in einem Plastikbeutel.

»Sie konnte sich nicht genau erinnern, welches Messer sie oben im Kinderzimmer gefunden hatte.«

»Ich möchte so schnell wie möglich Ergebnisse!«

»Morgen ist Samstag, da ist im Labor tote Hose. Vor Montag wird das definitiv nichts!«, seufzte Erich.

»Ich will die Ergebnisse vor Montagabend! Alles klar?«

Erich nickte stumm.

Bente Brodersen war nicht der umgängliche Typ, das hatten alle schon gehört, bevor sie die Insel überhaupt betreten hatte. Ihr Ruf eilte ihr voraus.

Bente öffnete die Schiebetür ihres Bullis und schickte Ulrike hinein.

»Gibt es eine Dienstwohnung auf der Insel? Mein Apartment kann ich erst am Montag beziehen.«

»Kann sich die Polizei denn kein Hotel leisten?«

»Wir sind beim gleichen Verein, oder? Wäre mir neu, dass da Geld über ist!«

Bente sah zum ersten Mal den Anflug eines Grinsens auf dem Gesicht des Hauptkommissars.

»Hinter der Wache ist ein kleines Zimmer mit Klo für den Nachtdienst. Da können Sie rein.«

Bente nickte.

Die Autos setzten sich in Bewegung und fuhren die Auffahrt von Larsens Anwesen hinunter. Bentes alter Dieselbus knatterte wie ein Traktor.

Sie folgte den vorausfahrenden Einsatzfahrzeugen, bremste aber spontan, als sie die Frau, die auf die kleine Jördis aufgepasst hatte, vor der Nachbarhaustür stehen sah.

Sie kurbelte das Fenster runter.

»Kann ich Sie kurz sprechen?«, rief sie gegen den Wind an.

Die Frau zögerte einen Moment, dann nickte sie.

Bente sprang aus dem Bus und lief zum Haus. Der Sturm zerrte an ihrer Kleidung. Es würde gleich regnen.

Die Frau wartete vor der Tür. Es war offensichtlich, dass sie sie nicht hereinbitten wollte. Es befanden sich 6 Klingelschilder neben der Haustür, wahrscheinlich handelte es sich um Ferienwohnungen, bis auf eines mit dem Namen Lisa Sellering, war keines der Schilder beschriftet.

»Frau Sellering? Brodersen, ich bin von der Polizei, wir haben uns vorhin in der Küche kurz gesehen.«

»Ja, ich weiß.«

»Können Sie mir etwas über Juliette sagen?«

 Frau Sellering schüttelte den Kopf und antwortete dennoch.

»Ich habe nur selten mit ihr gesprochen, aber wenn Sie mich fragen, ist sie nicht ganz astrein!«

Ihre Pupillen bewegten sich hektisch hin und her. Sie warf einen prüfenden Blick hinüber zum Larsenhaus.

Bente erkannte eine Art Melancholie in ihrem Blick. Sie sah traurig aus.

»Wie kommen Sie darauf?«

Bente schätzte Lisa Sellering als den Typ Nachbarin ein, der nur darauf wartete, über andere reden zu können.

Solche Menschen versuchten, ihr langweiliges, monotones und oftmals einsames Leben mit Tratsch und Klatsch aufzubessern.

»Sie hat sich irgendwie in diese Familie eingeschlichen! Svea, also Frau Larsen, vergöttert sie und ihr Mann führt sich in ihrer Gegenwart wie ein Gockel auf!«

»Mir wurde gesagt, dass Juliette sich zu Frauen hingezogen fühlt?«

»Was?«

»Sie ist lesbisch!«, präzisierte Bente.

»Pah!« 

Lisa Sellering lachte laut auf. 

»Das erkenne ich auf den ersten Blick, sie hat das Svea sicherlich nur aufgetischt, damit sie keinen Verdacht schöpft!«

Bente machte sich Notizen.

Lisa Sellering sah immer wieder gehetzt zu dem Haus der Larsens hinüber. Offensichtlich wollte sie nicht mit der Polizei gesehen werden.

»Ich muss jetzt rein, tut mir leid.«

Der Schlüssel klickte im Schloss.

Bente sah zum Haus der Larsens. Auf der Auffahrt stand breitbeinig Benno Larsen und schaute herüber.

»Wie lange kennen Sie und Svea Larsen sich schon?« 

Bente musste versuchen, weitere Informationen zu erhalten, aber Lisa Sellering war offensichtlich eingeschüchtert.

»Oh, noch nicht so lang, seit letztem Herbst!«
Es lag eine deutliche Anspannung in ihrer Stimme.

»Machen Sie viel zusammen?«

»Wer?«

»Sie und Ihr Mann und die Larsens. Schließlich sind sie Nachbarn und Freundinnen.«

Ihr Gesicht versteinerte für einen Moment. Die Antwort ließ auf sich warten.

»Ich bin alleinstehend!«, presste sie schließlich hervor.

Und frustriert, dachte Bente.

»Ach, das geht mich ja auch nichts an. Vielen Dank, Frau Sellering. Hier ist meine Karte. Falls Ihnen etwas einfällt, rufen Sie mich bitte an.«

Sie nickte und steckte die Visitenkarte ein.

Bente drehte sich um und passte den richtigen Moment ab. Irgendetwas sagte ihr, dass sie Lisa Sellering mit der Nachricht konfrontieren sollte.

»Ach, Frau Sellering? Wussten Sie, dass Juliette schwanger ist?«

Sie stand bewegungslos vor ihr, verzog keine Miene. Bente konnte nicht sagen, ob sie überrascht war oder es bereits wusste.

»Das Schwein!«, murmelte sie schließlich leise, trat in den Hausflur und schloss die Tür von innen ab. 

Als Bente wieder in ihrem Bus saß, kraulte sie die Ohren ihrer Hündin.

»Ulrike, die lügen wie gedruckt! Alle wie sie da sind!«

Weiter geht es in Teil 6 SYLTKRIMI Dünengrab am kommenden Samstag. 

Titelbild: Unis Riba/Shutterstock.com

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