Wir haben ein Foto von zwei Austernfischer auf dem Reetdach aus Morsum erhalten und haben uns mal über die Artgenossen schlau gemacht .
Der Austernfischer (Haematopus ostralegus) gehört zu den bekanntesten und auffälligsten Vogelarten an der Nordseeküste. Auf Sylt ist er nicht nur ein häufiger Gast, sondern auch ein Symbol für die besondere Naturverbundenheit der Insel. Mit seinem schwarz-weißen Federkleid, dem auffallend roten Schnabel und seiner durchdringenden Stimme gehört er zum Klangbild des Wattenmeers – und zum Herz vieler Inselbewohner und -besucher.
Erscheinungsbild und Verhalten
Während des Flugs sticht der gern gesehene Austernfischer mit seinem auffälligen, weißen Hinterrücken und den breiten weißen Flügelfeldern hervor. Diese kontrastreiche Zeichnung macht ihn bereits aus der Ferne sehr gut erkennbar. Seine gut erkennbaren roten Beine, der lange Schnabel und die roten Augen verstärken seinen markanten Auftritt.
Der Austernfischer ist nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht aktiv – ein Anpassungsvorteil im Rhythmus von Ebbe und Flut. Außerhalb der Brutzeit ist er sehr sozial und bildet größere Schwärme, während er zur Brutzeit sein Revier mit Nachdruck verteidigt.
Lebensraum und Vorkommen
Sylt bietet mit seinen Wattflächen, Dünen, Salzwiesen und offenen Küstenlinien ideale Lebensbedingungen für den Austernfischer. Doch er ist nicht nur auf der Insel zu finden – in ganz Europa, von Island bis ans Mittelmeer, brütet die Nominatform Haematopus ostralegus ostralegus in geeigneten Habitaten. Auch an Flüssen und Seen im Binnenland lassen sich Brutpaare nieder, wenn offene, wenig bewachsene Flächen vorhanden sind.
Nahrung und Nahrungssuche
Entgegen seinem Namen stehen Austern nur selten auf dem Speiseplan des Austernfischers. Viel häufiger ernährt er sich von Miesmuscheln, Herzmuscheln, Schnecken, Krebsen und Wattwürmern. An Felsküsten frisst er hauptsächlich Schnecken und Muscheln, an Sandstränden lieber Borstenwürmer. Im Binnenland dominieren Regenwürmer und Insektenlarven.
Sein langer, starker Schnabel dient ihm dabei nicht zum „Fischen“, sondern zum Öffnen und Aufhebeln von Schalen oder zum Stochern im weichen Boden.
Brutverhalten
Die Brutzeit beginnt im April. Das Nest besteht meist aus einer einfachen Mulde am Boden, gesäumt von kleinen Steinen oder Muschelschalen. Pro Gelege werden in der Regel zwei bis drei Eier gelegt. Beide Elternteile teilen sich die Aufgaben des Brütens und der Jungenaufzucht.
Austernfischer leben meist monogam und halten über viele Jahre an ihrem Partner fest. In seltenen Fällen kann es zu Brutgruppen mit einem Männchen und zwei Weibchen kommen. Je nach Dynamik konkurrieren diese Weibchen um die Nistplätze oder teilen sich kooperativ die Aufgaben.
Zugverhalten
Der Austernfischer gehört zu den Kurzstreckenziehern. Viele Tiere verlassen im Winter die Brutgebiete in Deutschland und ziehen in Richtung Westeuropa, insbesondere nach Großbritannien, Frankreich oder in die Niederlande. Einige Vögel bleiben jedoch auch im Winter an der Nordseeküste, wenn milde Temperaturen und genügend Nahrung vorhanden sind.
Die Zugbewegungen beginnen ab Mitte Juli, während die Rückkehr bereits Ende Januar einsetzt und sich bis April zieht.
Bestand und Schutz
In Deutschland leben derzeit zwischen 21.000 und 27.000 Brutpaare. Trotz eines leichten Rückgangs – etwa 13 % in den letzten Jahren – wird der Bestand als relativ stabil eingeschätzt. Auf der Roten Liste Deutschlands ist der Austernfischer derzeit nicht als gefährdet eingestuft. International bewertet die IUCN die Art mit einem weltweiten Bestand von rund 1,1 bis 1,2 Millionen Individuen als „nicht gefährdet“.
Problematisch sind jedoch lokale Bedrohungen: Lebensraumverluste, Störungen durch den Menschen und Nahrungsmangel infolge von Überfischung oder Umweltveränderungen. Besonders auf den Halligen stellen eingeschleppte Wanderratten eine Gefahr für die Eier und Küken dar.
Ein Vogel mit Kultstatus
Auf Sylt wird der Austernfischer liebevoll „Halligstorch“ genannt – ein Hinweis auf seinen langen Schnabel und seine elegante Erscheinung. In der Kultur der Insel ist er nicht nur ein Naturphänomen, sondern ein Symbol für die fragile Schönheit des Küstenraums. Bei Künstlern, Naturschützern und Einheimischen ist der Austernfischer sehr beliebt.
Übrigens: In anderen Ländern wird der Austernfischer oft mit der Elster verglichen – so heißt er auf Finnisch Meriharakka („Seeelster“) und auf Dänisch Strandskade („Strand-Elster“).
Der Austernfischer ist mehr als nur ein Vogel der Küste – er gehört auch mit zur Insel Sylt. Wer ihm begegnet, begegnet auch der wilden, ursprünglichen Seite der Insel. Ein faszinierender Botschafter des Wattenmeers, den es zu schützen und zu schätzen gilt.
Quellen:
Wikipedia – Die freie Enzyklopädie+1Wikipedia – Die freie Enzyklopädie+1
NABU – Vogelporträt: Austernfischer
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