Sylt hat viel zu bieten: mondäne Promenaden, endlose Strände – und manchmal auch stille Wahrzeichen, die einem beim Bummeln durch die Inselorte ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Eine von ihnen ist die Wilhelmine in Westerland. Wer ihr begegnet, bleibt oft stehen, nicht nur für ein Foto, sondern für einen kurzen Moment Lebensfreude.
Ein Denkmal, das jeder kennt: Die „dicke Wilhelmine“ auf Sylt
Wer durch die Fußgängerzone von Westerland auf Sylt schlendert, begegnet ihr unweigerlich: der „dicken Wilhelmine“. Seit 1980 thront die 175 Kilogramm schwere Bronzefigur in der oberen Wilhelmstraße, direkt am Beginn der Friedrichstraße, und ist längst zu einem unverwechselbaren Wahrzeichen der Insel geworden.
Mehr als eine Skulptur – was die Wilhelmine so besonders macht
Doch was macht die Wilhelmine so besonders? Und warum ist sie für viele Sylter und Gäste weit mehr als nur eine Skulptur?
Die Wilhelmine wurde von der Sylter Bildhauerin Ursula Hensel-Krüger(* 26. Juni 1925 in Hamburg; † 25. Februar 1992 in Westerland) geschaffen. Mit ihren üppigen Rundungen, dem Waschschwamm in der Hand und ihrem heiteren Gesichtsausdruck ist sie eine Ode an das pralle Leben. Die Enthüllung fand im Jahr 1980 statt, einer Zeit, in der Sylt sich als mondäner Badeort längst etabliert hatte und die Fußgängerzone von Westerland zum pulsierenden Zentrum der Insel avancierte.
Künstlerische Botschaft: Lebensfreude statt Körperkult
Ursula Hensel-Krüger wollte mit der Wilhelmine ein Zeichen für Lebensfreude und Gelassenheit setzen. Ihre Figur sollte den Alltag entschleunigen, die Menschen zum Schmunzeln bringen und zeigen, dass Schönheit viele Formen haben kann. In einer Ära, in der Körperkult und Schlankheitswahn zunehmend an Bedeutung gewannen, setzte die Künstlerin bewusst einen Kontrapunkt: Die Wilhelmine steht selbstbewusst zu ihren Rundungen und genießt das Leben in vollen Zügen.

Ein Brunnen voller Ruhe – Die Wilhelmine als Alltagsikone
Die Wilhelmine sitzt in einem Wasserbecken und wäscht sich hingebungsvoll die Füße. Eine alltägliche Szene, die durch ihre Darstellung eine fast meditative Ruhe ausstrahlt. Sie ist nicht nur ein Denkmal, sondern auch ein Brunnen, der im Sommer von Wasser umspielt wird und im Winter trocken bleibt. Diese Szene, so unspektakulär sie auch erscheinen mag, wird durch die liebevolle Gestaltung und die sympathische Ausstrahlung der Figur zu einem Sinnbild für das kleine Glück im Leben.
Ein Lächeln für alle – Die Wirkung auf Einheimische und Gäste
Viele Besucher berichten, dass sie beim Vorübergehen innehalten, schmunzeln und sich von der guten Laune der Wilhelmine anstecken lassen. Die Figur ist zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes geworden. So sehr, dass sie von Einheimischen und Urlaubern gleichermaßen als Treffpunkt und Fotomotiv genutzt wird.
Zentraler Standort in der Wilhelmstraße – Mitten im Herzen von Westerland
Die Wilhelmine befindet sich in der Wilhelmstraße, an der Schwelle zur belebten Friedrichstraße – dem Herzstück der Westerländer Innenstadt. Ihr Standort ist bewusst gewählt: Hier, wo täglich Tausende Menschen flanieren, einkaufen oder den Weg zum Strand suchen, begegnet die Wilhelmine jedem. Ganz gleich, ob Stammgast oder Tagesbesucher.
Ein Stück Heimat für die Sylter – Symbol für Beständigkeit
Für viele Sylter ist die Wilhelmine ein Stück Heimat und Beständigkeit in einer sich ständig wandelnden Umgebung. Sie hat die Jahrzehnte überdauert, während sich rundherum vieles verändert hat. Insofern ist sie auch ein Symbol für Kontinuität und die kleinen Freuden des Lebens, die auf Sylt einen besonderen Stellenwert haben.
Reaktionen und Vergleiche – Zwischen Kult und Kritik
Die Resonanz auf die Wilhelmine ist überwiegend positiv. In zahlreichen Gästebucheinträgen, Online-Foren und Bewertungsportalen wird die Figur als „lustiges Denkmal“, „wunderbare Skulptur“ und „zeitloses Statement gegen den Körperkult“ beschrieben. Sie polarisiert jedoch auch: Manche Besucher empfinden den Brunnen als unspektakulär oder gar überbewertet. Ein Umstand, der wohl weniger der Figur selbst als vielmehr den unterschiedlichen Erwartungen an eine Sehenswürdigkeit geschuldet ist.
Nicht selten wird die Wilhelmine mit den berühmten „Nanas“ der Künstlerin Niki de Saint Phalle verglichen, die ebenfalls für ihre lebensbejahenden, üppigen Frauenfiguren bekannt ist. In beiden Fällen steht die Kunst im Dienst der Lebensfreude und der Akzeptanz des eigenen Körpers. Eine Botschaft, die in unserer Zeit aktueller denn je erscheint.
Die Wilhelmine – eine Einladung zum Innehalten
Die Wilhelmine ist weit mehr als eine Bronzefigur im Stadtbild von Westerland. Sie ist ein Symbol für Lebensfreude, Gelassenheit und die Schönheit des Alltäglichen. Ihr heiteres Wesen und ihre sympathische Ausstrahlung machen sie zu einem Anziehungspunkt für Jung und Alt, Insulaner und Gäste gleichermaßen.
Wer Sylt besucht, sollte der Wilhelmine einen Moment schenken und sich von ihrem Lächeln und ihrer Lebensfreude anstecken lassen.
Kennen Sie schon das Stadtmodell Westelands?