Montag, Mai 20, 2024
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Ute Bescht, Irmgard Kaduk und Tom Dieck – Galerie am Meer 01.05. – 15.05.2024

In der aktuellen Gemeinschaftsausstellung präsentieren drei markante Künstlerpersönlichkeiten ihre neuesten Werke: Irmgard Kaduk, bekannt für ihre einzigartigen „Rheingeister“-Skulpturen, verwendet Treibholz vom Rhein als Basis für ihre kreativen Schöpfungen, die stets eine Prise Humor und Tiefsinn enthalten. Tom Dieck, ein Maler aus Hamburg, bringt einen frischen Zyklus mit dem Namen „Wolken, Wind und Wellen“ nach Sylt, inspiriert von den Naturgewalten, die er letztes Jahr auf der Insel erlebte. Seine Werke, ausgeführt in Öl und Aquarell, fangen die dramatische Vielfalt des Wetters ein. Ute Bescht hingegen entführt die Besucher mit ihrem Konzept der „Raunächte“ in eine surreale Welt, in der menschliche Verhaltensweisen und Emotionen visuell intensiv erforscht werden. Die Ausstellung findet vom 1. bis zum 15. Mai 2024 statt und verspricht eine fesselnde Begegnung mit Kunst, die berührt und bewegt.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen, und gab es einen entscheidenden Moment, in dem Sie wussten, dass Sie Ihre kreative Vision durch Bilder ausdrücken möchten?

Ute Bescht:
Für mich war Kunst immer allgegenwärtig, so dass ich mich kaum erinnern kann, dass es jemals eine Initialzündung gegeben hat. Über eine Kunstgruppe in Worpswede, die ich auf dem Besuch bei meiner Großmutter kennen gelernt habe, da sie mit mir nichts anderes anzufangen wusste, und wo der damalige Kunstlehrer sofort festgestellt hat, dass ich mit Blümchenmalerei gar keine Ambitionen habe. Da war ich acht Jahre alt. Laut meiner Mutter habe ich immer alles bemalt. Der Klassiker. Nachfolgend dann der offizielle Abschluss in Kunsttheorie und Praxis, das abgebrochene Studium der Akademie der bildenden Künste in München, da ich mich niemals in eine kreative Schiene zwingen lassen wollte. Ebenso wenig wollte ich meine Kunst für andere gefällig machen. Somit erübrigte sich für mich eine professionelle Kunstkarriere, da ich niemals den Pinsel zwanghaft in die Hand nehmen müssen wollte.

Irmgard Kaduk
Zur Kunst gekommen bin ich schon als Kind. Immer war die Dreidimensionalität mein Ding. Auch die menschliche Figur hat stets mein Interesse geweckt. Meine bevorzugten Materialien waren Knetgummi , lufttrocknenden Modelliermassen und Holz. Es entstanden kleine Figuren, Marionetten ect.

Was inspiriert Sie am meisten in Ihrer kreativen Arbeit, und wie spiegeln sich diese Inspirationen in Ihren Werken wider?

Ute Bescht:
Mich inspirieren Tiere und Kinder in ihrer Reinheit, puren Leidenschaft, dem Erlebnis vor dem Ergebnis und ihrer brachialen Ehrlichkeit. Menschen inspirieren mich ebenso, jedoch eher durch ihre Zwiespältigkeit, ihren ambivalenten Taktiken zu Gefühlen und den verschleiernden Gefühlsausdrücken. Der Mensch und seine Masken geben meinen momentanen surrealen Bildern die Geschichte. 

Irmgard Kaduk:
Ich beobachte meine Mitmenschen wie sie sich in den unterschiedlichsten Situationen verhalten und reagieren. Das dient mir als Inspirationsquelle für meine Skulpturen. Ich halte den Menschen einen Spiegel vor. Zum schmunzeln zum nachdenken oder auch fragend. Dann kommt noch die Kombination mit einem einzigartigen Stück Treibholz dazu die jede Skulptur zu einem absoluten Unikat macht. Da ich aus Köln komme ist das Treiholz natürlich aus dem Rhein. Darum auch der Name „Rheingeister “.

Künstlerischer Prozess:

Können Sie uns durch Ihren künstlerischen Prozess führen? Wie entwickeln Sie eine Idee von einem ersten Funken der Inspiration, bis zum fertigen Werk?

Ute Bescht:
Es sind reine Blitzlichter, die sich wie eine Szene vor meinem geistigen Auge ergeben. Die grobe Skizze entwickelt dann ein Eigenleben. Wenn ich meine fertigen Werke mit den Gedanken des anfangs vergleiche, liegen da teilweise Welten zwischen. Kunst ist für mich eine Entwicklung, ein Prozess, und ich habe das große Glück, all meine Ideen auch exakt so visuell zu erarbeiten, wie sie sich entwickeln, ohne dass ich darüber nachdenken muss, wie ich es auch handwerklich umgesetzt bekomme. 

Irmgard Kaduk:
Ich sehe Menschen in Altagssituationen handeln oder reagieren. Das prägt sich ein und entwickelt sich in meinem Kopf weiter.Es entsteht eine Idee für eine Skulptur die durch ihre Körpersprache und Haltung eine Aussagekraft entwickelt.

Bedeutung der Materialien:

Welche Rolle spielt die Methode in Ihrem Werk? Wie beeinflussen sie die Interpretation und Wahrnehmung Ihrer Kunst?

Ute Bescht:
Ich bin in der klassischen Malerei großgeworden, habe alte Meistertechniken studiert, und diese auch lange Zeit auf verschiedene Medien übertragen. Je nach Sujet waren Papier und Aquarell, Tusche, oder Leinwand, Acryl und Ölfarbe das Mittel der Wahl. Ich habe mit Scherenschnitten, Sand von verschiedenen Inseln, Marmor, Mehl, Kartonagen und Pappmaschee, Airbrush , Kunstharz, Gegenständen und Schablonentechniken gearbeitet. Noch bevor die gesamte KI generierte Kunst auf den Markt kam, habe ich schon digital gemalt. Mit einem Zeichen Pad und den klassischen Methoden der Skizze, Untermalung, und diversen Farblayern  habe ich etwa  2009 begonnen zu experimentieren. Nachdem jetzt die  K. I. so einen großen Hype erfahren hat, habe ich mir meine Herausforderung darin gesetzt, nicht nur Qualität meiner traditionellen Werke zu erreichen, sondern diese in neue Bahnen zu lenken. Die digitale Malerei gibt mir großartige Möglichkeiten, meine Farbempfindungen und Eindrücke exakt so umzusetzen, dass sie zu dem jeweiligen Thema hervorragend passen.

Irmgard Kaduk:
Ich modelliere weil es in diesem Segment der Bildhauerei kaum eine Reglementierung durch das Material für mich gibt. Anders wie zum Beispiel beim Stein oder Holz. Hier gibt es Grenzen die Materialbedingt sind. Meine Skulpturen sind sehr feingliedrig. Das ist mit Holz und Stein kaum machbar.

Welchen Einfluss oder welche Botschaft hoffen Sie, mit Ihren Werken zu vermitteln? Gibt es spezifische Themen oder Fragen, die Sie regelmäßig erkunden möchten?

Ute Bescht:
Tatsächlich hoffe ich nicht, ich weiß, dass die richtigen Augen eine klare Botschaft erkennen. Im Gegenzug dazu möchte ich gar keine Botschaften lehrend vermitteln, oder irgendwelche Einflüsse ausüben. Sollten sich meine Idee einmal mit der Idee des Betrachters zufällig in dem selben Orbit befinden, ist das ein Glücksfall.

Wir Menschen sind so unglaublich vielfältig, dass jeder seine eigene individuelle Botschaft in meinen Werken klar erkennen kann, ohne dass ich viel dazu geben muss. Jeder Betrachter meiner Werke hat sich bis dato seine eigenen Geschichten erzählt. Manchmal habe ich sie mir angehört, um daraus wieder Inspirationen für weitere Werke zu schöpfen.

Ich weiß, dass ich keine gefällige und fügsame Kunst schaffe. Und das war auch nie mein Anspruch. 

Irmgard Kaduk
Natürlich beeinflussen mich auch aktuelle Dinge die in der Welt und unserer Gesellschaft passieren. Wie zum Beispiel die Skulptur „Abgeschmiert“! Jemand der ohne ersichtlichen Grund in so eine Situation gerät und dem das Entsetzen im Gesicht geschrieben steht.

Herzlichen Dank für das Interview.

bescht_kaduk_dieck

Ute Bescht https://utebescht.de

Irmgard Kaduk https://www.meinerheingeister.com

Tom Dieck  Jahrgang 1953 lebt und arbeitet in Hamburg https://borgiart.de

Viele seiner Bilder sind in der Landschaft zwischen Ostsee und Nordsee entstanden.  Seine Berufung zum Malen hat er bei einem Besuch der Nolde Stiftung in Seebüll gefunden. „So wie die Farben in Noldes Garten im Spätsommer explodieren, so wollte ich gern malen.“

Damit entstanden in den Jahren zwischen 2015 und 2017 hunderte von Aquarellen. Heute malt Tom Dieck vorwiegend in Öl. „Obwohl ich immer wieder zum Aquarellpinsel greife, liegt mir das Malen und Spachteln mit Ölfarben mehr. Die Farben geben mir einfach die Zeit, zu überlegen, wie es weitergehen soll. Sie warten auf mich. Das gefällt mir sehr.“ 

Auf die Frage ob er einen eigenen Stil habe, oder ob er in eine besondere Richtung voranschreite, antwortet der Maler: „Malen ist für mich, wie eine gute Geschichte erzählen. Man muss nicht jedes Detail genau ausmalen. Wenn der Rahmen der Geschichte solide ist, hat der Leser die Freiheit, sich die Details selber zu gestalten. Ich bemühe mich deshalb realistisch zu malen, allerdings so weit reduziert, dass der Betrachter sich letztlich sein eigenes Bild machen kann. Wenn es mir gelingt, den Betrachter ins Bild hineinzuziehen, dann ist mein Bild gelungen.

Titelfoto: Syltexklusiv.com

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