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Seit vielen Jahren begleitet List die Behauptung, der Ort stehe kurz vor einem besonderen Aufschwung. Schon vor 5, 10 oder gar 15 Jahren wurde diese Erwartung formuliert. Bis heute wird sie wiederholt. Doch trifft sie diesmal tatsächlich zu? Um dem nachzugehen, haben wir 50 Menschen auf Sylt befragt: Anwohner und Gäste in List, Kampen, Westerland und Wenningstedt, im Alter von 18 bis 89 Jahren. Ihre Antworten zeichnen ein differenziertes Bild – zwischen Aufbruchsstimmung und leiser Skepsis.
Stimmen, die für List sprechen
Ein erheblicher Teil der Befragten sieht in List längst einen Ort mit besonderen Qualitäten. Immer wieder genannt wurden die exklusiven Ferienimmobilien, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. Für viele sind sie ein Indiz, dass Investoren und Käufer Vertrauen in den Standort setzen. Gleichzeitig hoben mehrere Gesprächspartner den Dünenpark hervor. Dieses Projekt schafft bezahlbaren Wohnraum für Einheimische und Angestellte und stellt damit fast schon einen Gegenentwurf zum hochpreisigen Immobilienmarkt dar.
Auch die Natur wurde mit Nachdruck genannt: der Ellenbogen, die endlosen Strände, die Nähe zu Dänemark. Einige Befragte bezeichneten List als „Ort der Weite“, an dem man die Insel noch in ihrer Ursprünglichkeit erlebe. Hinzu kommen die kulinarischen Angebote, die vom legendären Fischimbiss bis zum gehobenen Restaurant reichen. Das Erlebniszentrum Naturgewalten spricht vor allem Familien und Bildungsreisende an.
Für manche Befragte ist gerade die Ruhe ein entscheidender Vorzug. List, so ihr Eindruck, sei exklusiv, ohne den ständigen Trubel anderer Inselorte. Diese Qualität wird in einer immer dichteren Tourismuswelt zunehmend geschätzt.
Stimmen, die kritisch bleiben
Doch es gibt auch gegenteilige Stimmen. Rund ein Drittel der Befragten äußerte Zweifel daran, dass List tatsächlich im Kommen sei. Der am häufigsten genannte Satz lautete: „Das höre ich seit Jahrzehnten.“ Für viele ist die Behauptung, List stehe kurz vor dem großen Durchbruch, eher ein wiederkehrendes Narrativ als eine erlebte Realität.
Kritisch gesehen wird zudem die Randlage. Kampen, Westerland oder Wenningstedt liegen näher am Zentrum der Insel. Im Gegensatz dazu wirkt List für manche „abgehängt“. Besonders für jene, die Sylt vor allem wegen der schnellen Erreichbarkeit von Gastronomie, Shopping und Nachtleben besuchen. Auch die Infrastruktur wird als begrenzt empfunden. Abseits des Hafens und weniger Geschäfte gibt es kein breites Angebot. Gerade im Winter beschreiben viele List als „verschlossen“ oder „zu ruhig“.
Im Vergleich mit Orten wie Kampen – Synonym für Exklusivität – oder Keitum – Ort der Tradition und des Charmes – wirkt List für einige Befragte wie ein Ort, der noch auf der Suche nach einem klaren Profil ist.
Fazit der Umfrage
Die Befragung von 50 Personen auf Sylt zeigt ein gespaltenes Bild. Für die einen ist List längst der stille Gewinner, mit neuen Wohnprojekten, besonderen Landschaften und einer Exklusivität, die sich nicht aufdrängt. Für die anderen bleibt der Ort ein Dauer-Versprechen, das auch nach Jahrzehnten nicht wirklich eingelöst wurde.
Vielleicht liegt die Wahrheit dazwischen. List ist im Kommen – aber auf eine Art, die leiser und zurückhaltender ist, als es die große Erzählung von einem bevorstehenden Aufschwung vermuten lässt.
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