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Intro
Mehr als fünf Jahrzehnte lang war der Rauchfang am Strönwai weit mehr als nur ein Restaurant. Er war gesellschaftlicher Mittelpunkt, Symbol des legendären Kampener Nachtlebens und Treffpunkt für Jetset, Prominenz und jene, die glaubten, Sylt wirklich zu kennen. Nun ist endgültig Schluss. Seit Oktober 2025 laufen die Abrissarbeiten, das Reetdachhaus, einst Herzstück der sogenannten Whiskymeile, verschwindet aus dem Ortsbild.
Von Greta zur Legende
Anfang der 1970er Jahre von Greta Arjes gegründet, wurde der Rauchfang schnell zum Inbegriff jener unbeschwerten Sylter Leichtigkeit, die heute fast schon mythisch verklärt wird. Unter ihrer Gastgeberkunst verband sich Exklusivität mit Vertrautheit. Champagnergläser klirrten, während man auf der Terrasse über Politik, Kunst oder einfach das Leben sprach. Persönlichkeiten wie Thomas Gottschalk, Rudi Assauer oder H. P. Baxxter gehörten zu den Gästen, die hier ihre ganz eigenen Geschichten schrieben.
Wandel und neue Handschrift
Nach Jahrzehnten voller Glanz übernahm Björn Berg gemeinsam mit seiner Frau Nele im Jahr 2011 das Haus und führte die Institution mit Feingefühl in eine neue Ära. Der einst rustikale Szenetreff wandelte sich zu einer stilvollen Champagnerbar, ohne seinen unverwechselbaren Charme zu verlieren. Besonders im Sommer, wenn Laternen den Garten in warmes Licht tauchten und DJs bis spät in die Nacht auflegten, schien der alte Geist Kampens hier weiterzuleben.
Ein Stück Sylter Geschichte verschwindet
Im Januar 2024 fiel schließlich die Entscheidung. Die Gemeinde genehmigte den Abriss des Gebäudes, da die Bausubstanz nicht mehr zu retten war. In der Gerüchteküche heißt es, auch der Luxusjuwelier Wempe könnte eine Rolle spielen.

Der Wandel Kampens ?
Für viele Insulaner und Stammgäste steht der Abriss des Rauchfangs sinnbildlich für den Wandel Kampens. Aus dem einst rauen Rückzugsort der Bohème ist ein elegantes Refugium für Wohlhabende geworden. „Mit dem Verschwinden des Rauchfangs verliert die Insel eines der letzten Häuser, das noch an jene Zeit erinnerte, als Kampen mehr Seele als Schickeria war.“ sagt Gerd.

Ein Ort, der bleibt – in Erinnerung
Der Rauchfang war kein gewöhnliches Lokal. Er war ein Lebensgefühl, eine Mischung aus Meerluft, Musik und einem Hauch von Dekadenz, die sich nirgendwo sonst auf der Insel finden ließ. Mit seinem Verschwinden endet ein Kapitel Sylter Geschichte. Was bleibt, sind die Erinnerungen an lange Nächte, leises Lachen im Wind und der Duft vergangener Zeiten, der wohl nie ganz verfliegen wird.
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Fotos: Stefan Kny für syltexklusiv, 17.10.2025