Es ist die erste Januarwoche, liebe Leserinnen und Leser. Die Welt riecht noch nach Bleigießen und Feuerwerksrauch, und die Jahresvorsätze liegen frisch und glänzend vor uns. Jetzt ist die Zeit, in der wir uns alle ein bisschen besser machen wollen: gesünder essen, mehr bewegen, achtsamer leben. Und, nicht zu vergessen, den eigenen Social-Media-Kanälen endlich Leben einhauchen. Doch so wie im Fitnessstudio zeigt sich auch hier schnell ein altbekanntes Phänomen: der Fitnessstudio-Effekt.
Von Motivation zu Mitgliedschaft
Wir kennen das alle. Am 1. Januar ist die Energie noch spürbar: „Jetzt wird alles anders!“ Der Kühlschrank wird ausgemistet, der Schrittzähler entstaubt, und die Anmeldung im Fitnessstudio ist schnell erledigt. Manchmal sogar noch in der Silvesternacht, zwischen Raketen und Raclette. Die ersten zwei Wochen läuft es wie am Schnürchen: Drei Workouts pro Woche, Smoothies zum Frühstück und die erste Jeans, die wieder ein bisschen lockerer sitzt.
Doch dann schleicht sich der Alltag zurück – und mit ihm die Couch, der Feierabendwein und der innere Schweinehund. Das Fitnessstudio bleibt, wie der Name schon sagt, ein Studio: Es steht leer und einsam da, während der Mitgliedsbeitrag brav weiter abgebucht wird. Was bleibt, ist die berühmte „passiv bezahlte Aktivmitgliedschaft“.
Das Fitnessstudio-Prinzip auf Social Media
Und nun zum Analogen: Die gute Vorsatz-Euphorie hat auch Social Media erreicht. „Jetzt werde ich Instagram-Star!“ oder „Endlich poste ich regelmäßig auf LinkedIn!“ Der Januar ist auf den Plattformen ein bunter Cocktail aus Neujahrsgrüßen, Motivationssprüchen und unzähligen Selfies aus überfüllten Fitnessstudios. Die Social-Media-Welt strahlt in der ersten Woche des Jahres heller als jeder Sternenhimmel.
Doch wie im Fitnessstudio zeigt sich auch hier: Die anfängliche Euphorie reicht oft nur für ein paar Tage. Wer ohne Plan oder Strategie startet, verbrennt seine Inhalte schneller als ein Silvesterfeuerwerk. Es fehlt der rote Faden, der Mehrwert – oder schlicht die Energie, über die erste Welle hinaus durchzuhalten. Nach zwei Wochen herrscht Funkstille auf dem eigenen Account. Die Social-Media-Plattformen allerdings freuen sich: mehr Traffic, mehr Daten, mehr Werbeanzeigen. Ein Hoch auf den Fitnessstudio-Effekt, diesmal digital.
Warum dieser Effekt so oft auftritt
Doch warum passiert das eigentlich? Die Antwort liegt in der Natur des Neuanfangs. Der Start ist leicht, weil er aufregend ist. Es fühlt sich gut an, die ersten Posts zu schreiben oder die ersten Workouts zu absolvieren. Doch Routine und Durchhaltevermögen sind harte Arbeit. Das Fitnessstudio erfordert Disziplin, wenn die anfängliche Euphorie verflogen ist. Und Social Media? Ebenso.
Das Problem liegt oft in der fehlenden Vorbereitung. Wer ins Fitnessstudio geht, ohne zu wissen, wie ein Trainingsplan aussieht, riskiert nicht nur Muskelkater, sondern auch Frustration. Bei Social Media ist es ähnlich: Ohne Strategie und klare Ziele verliert man schnell den Überblick. Die Inhalte bleiben beliebig, und der Erfolg – sei es in Form von Reichweite oder Interaktionen – bleibt aus. Der innere Schweinehund meldet sich, und die „Mitgliedschaft“ wird zur Pflicht ohne Freude.
So bleibt man dran – analog und digital
Wie also umgehen mit dem Fitnessstudio-Effekt, ob analog oder digital? Ein paar bewährte Strategien helfen, die Vorsätze durchzuhalten:
- Planung ist das A und O: Wer einen Trainingsplan hat, bleibt länger motiviert. Für Social Media bedeutet das: Ein Content-Plan mit Themen, Zielgruppen und regelmäßigen Veröffentlichungen ist Gold wert.
- Realistische Ziele setzen: Niemand läuft im Januar einen Marathon, und niemand wird in einer Woche Influencer. Kleine, erreichbare Ziele helfen, dranzubleiben.
- Spaß statt Zwang: Wer Freude an seinem Content hat, bleibt am Ball. Das Gleiche gilt für Fitness – Spaß macht, wer die richtige Aktivität findet.
- Dranbleiben, auch wenn es schwer wird: Motivation kommt und geht, Disziplin bleibt. Der Erfolg stellt sich nicht immer sofort ein, weder beim Training noch bei der Reichweite.
Warum es dennoch okay ist, zu scheitern
Und wenn es dann doch passiert – das Scheitern nach der zweiten Woche? Keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser. Es ist menschlich. Nicht jeder wird zum Fitnessjunkie, und nicht jeder muss Social-Media-Star werden. Die eigentliche Stärke liegt darin, es überhaupt zu versuchen. Vielleicht ist die Mitgliedschaft im Fitnessstudio doch der erste Schritt in eine aktivere Zukunft. Und der Social-Media-Account? Wer sagt, dass man nicht im Februar einen zweiten Versuch starten kann?
Das Wichtigste ist, nicht aufzugeben. Denn ob auf der Matte oder auf Instagram: Jeder Tag ist eine neue Chance, den eigenen Vorsätzen Leben einzuhauchen. Und wer weiß – vielleicht schaffen Sie es ja dieses Jahr, den Fitnessstudio-Effekt zu überwinden. Oder zumindest darüber zu lachen.
In diesem Sinne: auf ein aktives, humorvolles neues Jahr – online und offline!
Text: Christine Arnoldt und Stefan Kny