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Intro
Zwischen Keitum und Munkmarsch spannt sich eine schlichte, aber geschichtsträchtige Brücke über die weiten Salzwiesen. Wer hier über das Watt spaziert, hört Wind, Vogelrufe – und mit etwas Glück auch eine Geschichte, die zu den charmantesten Insellegenden Sylts gehört: die der sogenannten Lügenbrücke.
Historische Entwicklung
Schon im 19. Jahrhundert führten einfache Holzstege durch die Landschaft. Sie waren für die Bewohner der Insel lebenswichtig, denn sie verbanden die beiden Dörfer Keitum und Munkmarsch – früher das Handelszentrum und der Hafen der Insel.
Doch die Natur stellte die Sylter stets auf die Probe: Sturmfluten, Eisgang und salzhaltige Feuchtigkeit ließen die Holzbohlen verrotten, sodass die Brücke immer wieder erneuert werden musste.
Im Laufe der Jahrzehnte entstand daraus ein stabileres Bauwerk aus Holz und Beton, das heute als Jückermarsch-Brücke bekannt ist – ein stiller Zeuge für den unerschütterlichen Pragmatismus der Insulaner.

Die „Lügenbrücke“ – Inselhumor mit erzieherischem Kern
Mit der Zeit erhielt die Jückermarsch-Brücke ihren volkstümlichen Spitznamen: „Lügenbrücke“.
Dafür gibt es gleich zwei Erklärungen, die beide tief im Sylter Alltagsleben wurzeln.
Die Erziehungsgeschichte
Wie auf vielen nordfriesischen Inseln nutzten Eltern früher kleine Mythen, um moralische Werte zu vermitteln. Kindern wurde erzählt, die Brücke würde einstürzen, wenn man sie mit einer Lüge betritt. So wollte man Ehrlichkeit fördern – und gleichzeitig den Respekt vor der Kraft der Natur wachhalten.
Vom Bauwerk zum Ehrenort – die Oke-Boysen-Brücke
Seit den 2010er-Jahren erlebte die Brücke eine neue Form der Aufmerksamkeit – durch den Sylter Fotografen Oke Boysen.
Er dokumentierte fast täglich Lichtstimmungen, Sonnenaufgänge und Nebelschwaden über der Jückermarsch und machte die Brücke so zu einem festen Motiv in der Inselkultur.
Nach seinem Tod im Jahr 2021 ehrten viele Sylter sein Engagement, indem sie die Brücke inoffiziell nach ihm benannten.
Seither hat sich der Name Oke-Boysen-Brücke besonders in sozialen Medien, Wander-Apps und Fotocommunities etabliert – als Symbol für Naturverbundenheit und gelebte Inselleidenschaft.
Heutige Bedeutung
Heute ist die Jückermarsch-Brücke – oder Oke-Boysen-Brücke – weit mehr als eine Verbindung zwischen zwei Orten.
Sie ist ein Ort der Ruhe, der Betrachtung und des Innehaltens.
Bei Sonnenauf- oder -untergang taucht sie die Marschlandschaft in weiches Licht, und wer sie überquert, spürt, warum sie so tief in der Inselkultur verankert ist: Sie verbindet nicht nur Landesteile, sondern auch Generationen und Geschichten.
Gleichzeitig erinnert sie daran, wie Mythen, Humor und menschliche Erinnerungen in Zeiten sozialer Medien weiterleben – manchmal mit neuen Bedeutungen, aber immer mit einem Hauch Sylter Seele.
Fazit
Ob man sie nun Jückermarsch-Brücke, Lügenbrücke oder Oke-Boysen-Brücke nennt – dieses Bauwerk steht für die Fähigkeit der Sylter, Geschichte und Gegenwart miteinander zu verweben.
Hier trifft Tradition auf digitale Erinnerung, handwerkliche Beständigkeit auf poetische Legende.
Und während im Netz noch über den richtigen Namen gestritten wird, erzählt die Brücke selbst längst ihre eigene Wahrheit – leise, geduldig, und ganz ohne Lügen.
Verwendete Quellen
- insel-sylt.de – „Jückermarsch-Brücke“
- sylt.de – „Lügenbrücke in Munkmarsch“ ; „Faszination Munkmarsch auf Sylt“
- outdooractive.com – „Lügenbrücke zwischen Keitum und Munkmarsch“
- fratuschi.com – „Sylt Sehenswürdigkeiten“
- borgiart.de – „Oke Boysen Brücke – BorgiArt“
- syltfotografie.de – „Lügenbrücke – Sylt Fotografie“
- umweltanwendungen.schleswig-holstein.de – „Heide- und Marschlandschaften Nord- und Mittelsylt“
- port54.de – „Sylt Sehenswürdigkeiten – Die 14 Highlights der Insel“
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