Willkommen zur neuesten Ausgabe unserer Kunstreihe, in der wir die faszinierende Welt der Künstlerin Kirsten Niegel entdecken. In unserem exklusiven Feature haben wir Kirsten in ihrer aktuellen Ausstellung „SeelenBilder“ in der Galerie am Meer besucht. Durch unser Gespräch gewährt Kirsten tiefe Einblicke in ihren kreativen Prozess und enthüllt die Geheimnisse hinter ihren beeindruckenden Kunstwerken, die vom 16. bis zum 29. April 2024 zu bewundern sind.
Kirsten Niegel ist bekannt für ihre einzigartige Fähigkeit, den Verstand zur Ruhe zu bringen und die Stimme der Seele durch ihre Kunst sprechen zu lassen. Ihr Werk ist ein kontinuierlicher Prozess der Transformation, bei dem sie intuitiv mit Materialien wie Gesteinsmehlen, Wachs und Erden arbeitet. Ihre Methode, Farbpigmente in Eitempera fließend über die Leinwand zu führen, unterstreicht eine dynamische Exploration von Form und Substanz. Durch das Auftragen und Abtragen von Farbe, sowie das ständige Neugestalten und Verbinden von Strukturen, erschafft sie Kunstwerke, die sowohl durch ihre feinen reliefartigen Texturen als auch durch ihre glänzenden und transparenten Oberflächen faszinieren.
In diesem Interview offenbart Kirsten Niegel, wie sie durch ihre Kunstwerke eine stimmige Einheit schafft und lädt die Betrachter ein, in ihre Welt einzutauchen und zu verweilen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Tiefe und Schönheit ihrer Werke zu erkunden und entdecken Sie, was es bedeutet, wenn Kunst wirklich aus der Seele spricht.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen und gab es einen entscheidenden Moment, der Ihre künstlerische Laufbahn geprägt hat?
Spontan fällt mir ein Ferienaufenthalt bei meiner Patentante am Chiemsee ein. Beim gemeinsamen Malen hat sie mir den folgenden Rat gegeben „schaue immer ganz genau hin“ und dann beginne zu Malen. Dieses genaue Hinschauen und das anschließende Wahrnehmen mit allen Sinnen hilft mir noch heute Schönheit und Vollkommenheit in der Natur zu erkennen, die mir als Inspiration für meine Werke dient.
Seit 1990 lebe in der historischen Künstlerkolonie Grötzingen bei Karlsruhe. Dieses kreative Umfeld hat mir die Möglichkeit gegeben, mich künstlerisch zu entwickeln und meine Kunst zu zeigen.
Was inspiriert Sie am meisten in Ihrer kreativen Arbeit und wie spiegeln sich diese Inspirationen in Ihren Werken wider?
Eindrücke, Gefühle und Emotionen, die ich im Außen aufnehme, manifestieren sich in meinem Inneren und werden von mir meist mit bloßen Händen auf der Leinwand kreativ umgesetzt. Dabei liegt im künstlerischen Ausdruck der Werke meine Priorität mehr auf der Harmonie in der Farbigkeit und der Struktur, wie auf der konkreten Form – diese halte ich meist sehr puristisch.
Können Sie uns durch Ihren künstlerischen Prozess führen? Wie entwickeln Sie eine Idee vom ersten Funken der Inspiration bis zum fertigen Werk?
Die Grundlage meiner Werke bildet immer eine intuitiv angelegte Grundierung. Hierfür wähle ich Pastell- und Ölkreiden aus, deren Farbigkeit mich in diesem Moment ansprechen. Mit beiden Händen male ich schwungvoll Linien auf den Malgrund, die anschließend mit Öl und Wasser verrieben werden. Diese erste sehr farbintensive Schicht wirkt in allen darüber gearbeiteten Schichten des Werkes durchscheinend und wird maßgeblich den Ausdruck des Werkes beeinflussen. Entscheide ich mich zusätzlich zur Farbe auch mit Struktur zu arbeiten, werden vor dem Farbauftrag Gesteinsmehle, Wachs oder Erden auf der Leinwand aufgetragen. In den folgenden Schichten werden die Farbpigmente, meist gebunden in Eitempera, fließend oder durch Schüttung ihren Weg in der Struktur finden. Anschließend lasse ich das Entstandene auf mich wirken. Mal entscheide ich mich weitere Farben mit Spachtel auf- und auch wieder abzutragen. Manchmal sehe ich aber auch in der entstanden Struktur figürliches, welches ich dann konkret weiter ausarbeite. Meine Werke sind immer sehr vielschichtig und vielseitig.
Welche Rolle spielen die von Ihnen gewählten Materialien wie Gesteinsmehle und Wachs in Ihren Kunstwerken?
Ich liebe es mit Naturmaterialien wie Gesteinsmehlen und Wachs, aber auch vielen anderen wie z.B. Sumpfkalk, Warmleim und Schellack zu experimentieren. Hierbei ergeben sich wunderbare Effekte durch Abstoßung oder auch Vermischen der einzelnen Elemente. Hierbei lasse ich ganz bewusst zufälliges geschehen und arbeite mit dem so Entstandenen weiter.
Welchen Einfluss oder welche Botschaft hoffen Sie, mit Ihren Werken zu vermitteln?
In persönlich herausfordernden und intensiven Zeiten ist die Malerei ein Weg für mich in die Ruhe zu kommen. Im kreativen Schaffensprozess gelingt es mir unwesentliche Gedanken los zu lassen und meinem Selbst dabei wieder näherzukommen. Es ist mir wichtig dem Betrachter die meditative Ruhe meines Schaffens in den Werken zu vermitteln.
Gibt es spezifische Themen oder Fragen, die Sie regelmäßig in Ihren Arbeiten erkunden möchten?
Oft beginne ich ein Werk ohne feste Absicht. Ich finde es spannend im Entstehungsprozess meiner Intuition zu folgen und anzunehmen, was sich im Verlauf auf der Leinwand zeigen möchte. Es ist mir wichtig in meinen Werken auch dem Betrachter größtmöglichen Freiraum der eigenen Interpretation zu lassen.
Wie beeinflussen Ihre Techniken, wie das Auf- und Abtragen von Farben, die Interpretation und Wahrnehmung Ihrer Kunst?
Meine Werke sind sehr vielschichtig aufgebaut. Immer wieder werden Strukturen bewusst aufgebrochen und neu angelegt, Farbe auf- und abgetragen. Jede Schicht, die sich zunächst zeigt, hinterlässt ihre Spur im Gesamtwerk, auch wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder verdeckt oder in Teilen abgetragen wird. Im Entstehungsprozess fühle ich mich der Zeit enthoben. Meine Werke unterliegen in ihrem Werden einem ständigen Wandel. Materielle Ursprungszustände gehen in die Transformation und erhalten dadurch neue Aussagen. Erst, wenn sich alles mit allem zu einem für mein Empfinden stimmigem Ganzen zusammenfügt, bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. So entstehen aussagekräftige Werke, mit immer wieder neu zu entdeckenden Details.
Was bedeutet es Ihnen, Ihre Werke in der Galerie am Meer zu präsentieren?
Ich darf bereits zum 4. Mal in der Galerie am Meer ausstellen. Mit dieser Möglichkeit ist ein Traum von mir in Erfüllung gegangen. Die Insel Sylt vermittelt mir bei jedem Aufenthalt sehr intensive und wunderschöne Eindrücke der Natur, die ich in meinem Atelier zu Hause kreativ verarbeite. Für mich als Künstlerin ist es wunderbar, an diesen Ort regelmäßig zurück zu kehren und die entstandenen Werke den zahlreichen Kunstinteressierten zu zeigen. Hierfür bin ich sehr dankbar.
Herzlichen Dank Kirsten Siegel für das Interview für syltexklusiv
Galerie am Meer – Kirsten Niegel
Titelfoto: Portrait Kirsten Niegel Fotos: Syltexklusiv.com