Die G-Klasse ist Kult. Ob in ihrer schlichtesten Variante als „Wolf“ fürs Militär oder als luxuriöser G63, der wie geschnitten Brot läuft – die G-Klasse hat ihre Fans. Und jetzt? Jetzt taucht er auf: die vollelektrische Variante, der G 580 EQ.

Stefan und Christine sind ihn gefahren – von Kampen nach List, über die Panzerstraße im Komfortmodus. Für wen ist dieser Wagen eigentlich? Spoiler: Er kann mehr, als nur die Kinder emissionsfrei zum Yoga zu bringen.
Mercedes-Benz x Kampen: voll elektrisch
In Kampen ist beinahe über Nacht ein neuer Hotspot entstanden: Mercedes-Benz x Kampen, ein temporärer Sommerauftritt von Mercedes auf Sylt – vom 4. Juli bis 31. August. Lounge, Testfahrten, Gespräche – und mittendrin: der neue G580 Edition One.

Wir konzentrieren uns in diesem Bericht ganz auf unsere Probefahrt. Zur Orientierung: Unser Testwagen kostet – dank Vollausstattung – genau 198.158,80 Euro. Und ja, man merkt es bei jedem Handgriff.
G 580 – Einstieg in Bekanntes
Max vom Mercedes-Team begrüßt uns herzlich. Die Formalitäten sind mit einer Kollegin bereits geklärt – ich bin mehrfach E-Auto gefahren, also geht’s direkt los. Mit dabei: Annelotte Jessen und Christine Arnoldt.

Der Einstieg ist deutlich höher als bei normalen Autos – Annelotte, 76 und fit wie ein Turnschuh, nimmt das locker. Und wer G-Klasse kennt, stellt ohnehin kaum Veränderungen fest. Genau das ist vermutlich Teil des Plans: Keine Designexperimente, kein Stilbruch. Man sitzt hoch, hat perfekte Übersicht und das Gefühl: Alles wie immer – nur elektrisch. Und beim Schließen der Türen, der Klassiker: das muss man mit Kraft machen. Natürlich kann Mercedes auch Soft-Close, aber doch nicht in der G-Klasse!
Die Details: Blau, Carbon, klar G
Was fällt mir auf: Die Motorhaube steigt aerodynamisch leicht zur Windschutzscheibe an. An den hinteren Kotflügeln sitzen neue Lufteinlässe. Zierlisten, blaue Bremssättel – innen dann Carbon in viel Blau: Nähte, Zierleisten, sogar das AMG-typische Lenkrad wirkt fast maritim.
Bei knapp 200.000 Euro müssen wir nicht über Verarbeitungsqualität sprechen – aber: nichts knarzt, nichts klappert. Das Interieur ist gediegen, solide und – wenn man Carbon-Fan ist – ziemlich gelungen. Ich bin’s nicht. Aber das ist Geschmackssache.
G 580 und wir sind auf der Landstraße.
Hinter dem Ortsausgangsschild Kampen wechselt Max auf „Sport“. Ich darf mal testen, was passiert. Zack – 100 km/h. Wir sind auf der Landstraße, vier Leute im Auto, über 3 Tonnen Leergewicht – aber ehrlich: Man spürt’s nicht. Gefühlt haben wir 2 der 3 Tonnen am Stand in Kampen gelassen.
Sound? Natürlich ist da kein V8. Aber ein wenig Sound ist trotzdem da – synthetisch, aber gelungen. Nicht aufdringlich, eher präsent. Und ja: Es passt für die elektrische Variante. Steinigt mich nicht.
Panzerstrasse: Wenn’s ernst wird für den G 580
Wir passieren leise die Schafe bei List, unweit des Ellenbogens, und biegen auf die legendäre Panzerstraße. Wer hier schon mal mit dem eigenen Auto gefahren ist, kennt das: Stahlrohre im Boden beim Viehübergang, wildes Gerumpel, maximal 30 km/h.
Doch der G580? Unbeeindruckt. Das Fahrwerk im Komfortmodus bügelt alles weg. Gefühlt könnte man mit 100 km/h drüberfliegen – machen wir natürlich nicht. Max soll keinen Ärger bekommen.
G-Turn & G-Steering: Ja, der kann was
Ein Highlight – zumindest auf dem Papier – sind G‑Turn und G‑Steering: Der Wagen kann sich fast auf der Stelle drehen (G‑Turn) und mit gezieltem Drehmoment einzelne Räder so ansteuern, dass er enge Manöver souverän meistert (G‑Steering). Wir testen das auf Sylt nicht – aber allein, dass es geht, zeigt: Dieser G will nicht nur gut aussehen, er kann auch Gelände.
G 580. Er flüstert. Und meint es ernst.
Zwei Fotos an meinem Lieblingsspot. Zurück auf Asphalt höre ich sie fast – die Stimme des Wagens:
„Ich würde es schaffen. Ich würde 850 mm Watttiefe schaffen. Lass mich auf die Wanderdüne.“

Ja, würde er. Und mehr. Klar – die meisten Gs in Deutschland sehen nie mehr als Bordsteinkanten und Schnee in Garmisch. Aber der hier könnte. Und falls sich jemand fragt, ob die Batterie das aushält: Ja. Sie ist zusätzlich geschützt. Jeder Antriebsstrang ist robust. Und: Jedes Rad hat seinen eigenen Elektromotor. Traktion? Maximal. Wir bleiben auf der Straße! Max ist ein mitfahrendes Lexikon bzgl des G 580. jede Frag wird beantwortet. Wir diskutieren über das Mindest zur Elektromobilität in Deutschland und Verbrenner-Freaks, die Alles wissen ohne je ein Elektroauto gefahren zu haben.
Batterie, Ladezeiten & Daten
- Leistung: 587 PS
- Drehmoment: 1.168 Nm
- 0–100 km/h: 4,7 Sekunden
- Batterie: 116 kWh nutzbar
- Reichweite: bis zu 468 km
- DC-Laden 10–80 %: ca. 32 Minuten (200 kW)
- AC-Laden 0–100 %: ca. 12 Stunden (11 kW)

Abmessungen:
- Länge: 4.624 mm
- Breite: 2.187 mm
- Höhe: 1.986 mm
- Wendekreis: 13,6 m
- Leergewicht: 3.085 kg
- Zuladung: 415 kg
- Gepäckraum: 620 Liter
Stadt, Land, Watt?
Für wen ist der Wagen? Für alle, die elektrischen Fahrspaß lieben. Gerade in der Stadt ist der leise, emissionsfreie Antrieb ein echter Gewinn. Aber auch im Gelände, Sand, Schnee: Der G kann. Mehr, als seine Fahrer je fordern. Ich kann mit gut vorstellen, dass der Wagen in den Großstädten Asiens durch seine grüne Power extrem punktet.
Der Abschied: Massierend ins Ziel
Kurz vor Rückgabe aktiviere ich noch die Massagefunktion – und ja: Da ist deutlich mehr Kraft hinter als bei anderen Automodellen. Auch hier: Elektromotoren am Werk, wohltuend bis tief ins Kreuz.

Max verabschiedet sich herzlich. Wir gehen rüber zur Lounge, nehmen noch einen Abschlussdrink – und danach zur Vernissage von Tini Richter. Auf dem Weg dorthin werde ich gleich zweimal angesprochen – einmal von einem Porsche Taycan S-Fahrer, einmal von einem eingeschworenen C63-Piloten.

Nach kurzem, sympathischem Fachsimpeln ist klar: Beide wollen den G580 selbst ausprobieren. Und das ist es doch, worum es geht: Sich selbst ein Bild machen. Fahren. Spüren.
Unser Fazit: G 580
Die elektrische G-Klasse zeigt eindrucksvoll, was heute technisch und elektrisch möglich ist – und das mit einem Fahrzeug, das in Deutschland Kultstatus genießt und eine leidenschaftliche Fangemeinde hat.
Ein sensationell technisch perfektes Auto, das bestimmt nicht nur auf der Straße, sondern vor allem im Gelände überzeugt: Mit G-Steering und G-Turn wurde die Geländetauglichkeit noch einmal massiv erweitert – möglich durch die vier einzeln angetriebenen Räder, jeder mit eigenem Elektromotor.
Jetzt liegt es an den Kunden – ob Neuling oder überzeugter V8-Fan: Man muss es selbst erleben.
Mercedes zeigt mit dem G580: Es geht. Und es geht eindrucksvoll.
Text und Fotos: Christine Arnoldt und Stefan Kny