Gemeinschaftsausstellung Julia Küchmeister & Thorsten Poersch 15.08.24 -31.08.24

In der Galerie am Meer in Westerland findet vom 15.08. -31.08. die Gemeinschaftsausstellung von Julia Küchmeister und Thorsten Poersch (artpoersch.de) statt. Syltexklusiv hat Thorsten Poersch für ein Interview in der Galerie am Meer besucht.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Mein Vater hat in jungen Jahren sowohl gegenständlig, als auch abstrakt mit Öl auf größeren Holzplatten gemalt. Er wollte eigentlich immer Modezeichner oder Bauzeichner werden. In seinem familiären Umfeld, Arbeiterfamilie aus dem Ruhrgebiet, wurde das stets belächelt und abgetan. Er musste als Schlosser zunächst im Bergbau, später in einem Autowerk arbeiten, um seine Familie in 3 Schichten zu ernähren. Dabei blieb die Malerei auf der Strecke. 

Die künstlerischen und kreativen Fähigkeiten meines Vaters erbte ich, mit der Absicht, dass ich die Malerei nicht verlieren werde. Letzten Endes bin ich zur Kunst gekommen, weil ich die wenigen Bilder meines Vaters sehr schätzte, er aber mit der Malerei aufhören musste. 

Dieses Vermächtnis wollte ich unbedingt weiterführen und malen…. Malen so lange wie möglich!

poersch

Gab es einen entscheidenen Moment, der ihre künstlerische Laufbahn geprägt hat?

Während meines Kunststudiums lernte ich Prof. W. Polke in Düsseldorf kennen, der meinen künstlerischen, abstrakten Ausdruck, mit ihren verschiedenen Materialien sehr schätzte und förderte. Er motivierte mich stets und gab mir nach einer gewissen Zeit die Rolle, sein Meisterschüler zu sein.

Der entscheidende Moment ergab sich, als er mir sagte, dass meine Bilder reif genug seien, mit seinen Arbeiten zusammen ausgestellt werden zu können.

So ganz nebenbei erfuhr ich, dass er der ältere Bruder von Sigmar Polke war, damals die weitweite Nummer 1 der lebenden Künster…..

Ich ging also mit Wilfrid Polke auf Ausstellungstour quer durch Deutschland und wir stellten zusammen in Kunsthallen und Galerien aus. 

Was inspiriert Sie am meisten in ihrer kreativen Arbeit und wie spiegeln sich diese Inspirationen in ihren Werken wider?

Wilfrid Polke und ich hatten damals unabhängig voneinander das Thema „archaisch, Archaik“. 

Meine Bilder zeichneten sich zunächst aus den Materialien, Kohle, Asche, Sand, Gips und Erdfarben aus. Noch heute benutze ich diese verschiedenen Materialien, die meine Bilder als Steinoberflächen, Steinwände, Gebirge oder Landschaften wahrnehmen lassen. Mein Thema dabei ist die Natur und die Vergänglichkeit.

Zurzeit arbeite ich an Portraits, die ich selbst erarbeite und in einem aufwendigen Druckverfahren auf meine Oberflächen auftrage.

Die Inspiration erlebe ich durch Begegnungen mit Naturereignissen….oder auch von den Menschen verlassene Orte, wie verlassene Häuser mit ihren zum Teil verfallenen Mauern, aber auch Stimmungen in den Bergen, Formen in der Natur. 

Als Ruhrgebietskind haben mich besonders die stillgelegten Zechen, die leeren Hallen mit rostigem Stahl und Beton inspiriert. 

poersch_galerie

Welche Rolle spielen die von Ihnen gewählten Materialien in Ihren Kunstwerken?

Die Inspiration entsteht also wie in oben beschrieben und wird mit Materialien umgesetzt. Ob eine Zahl an den Wänden, Löcher, Teile an Wänden mit Rissen, Verkalkungen oder Löchern, Verschmutzungen…. Es entsteht eine Landschaft die genau durch diesen Prozess lebt und Gestalt annimmt. Schicht für Schicht, manchmal bis zu 5,6 Schichten übereinander.

Welchen Einfluss oder welche Botschaft hoffen Sie, mit Ihren Werken zu vermitteln?

Meine Botschaft: stehen bleiben oder davor sitzen….verharren, gucken, sich die Zeit nehmen, begreifen, anfassen, Gedanken kreisen lassen, Erinnerungen hochkommen lassen, bei sich sein, achtsam sein. Ohne Handy, ohne Fernbedienung, sich von der Überreizung und vom Tempo frei machen. Genießen und entspannen.

Das alles bieten meine Bilder, wenn man sie betrachtet.

Wenn sie dann an den schönsten Orten hängen, meist in den Lebensräumen der Menschen, ob Wohnzimmer oder Flur, wird diese Energie übertragen.

KONZEPT:

Studium der Kunst und Kunsttherapie in Bochum (1999) und der Malerei an der Universität Dortmund (2002). Er war Meisterschüler und Freund von Prof. Wilfried Polke, Düsseldorf. Das Archaische, das sich bei Polke ebenso findet wie im Tachismus von Emil Schuhmacher hat Poersch nachhaltig beeinflusst.
Er arbeitet mit verschiedenen Materialien aller Art, zusammen mit Acryl und Pigmenten bevorzugt Erdfarben, die er gekonnt einsetzt.                                                                           
Durch die vielschichtige Bearbeitung der Oberfläche erinnern seine Bilder an Landschaften Gebirge, Bergwelten und von der Zeit rissig und löchrig gewordene Mauern mit abgeblättertem Verputz. Es entstehen Bilder, die eine archaisch anmutende Schönheit aufweisen. Die Löcher und Riefen in seinen Arbeiten, symbolisieren in ihrer Anordnung natürliche Prozesse der Zeit von der Verwitterung, Verkalkung und Vermoosung.


So wie alte, verwitterte Mauern uns von der Vergangenheit erzählen und mit ihrer Patina, den Wandel und die Vergänglichkeit der Materie zum Ausdruck bringen, so findet sich in diesen Materialbildern die unverwechselbare künstlerische Handschrift von Poersch. Die Betrachtung seiner oft großformatigen Bilder verlangt eine meditative Achtsamkeit seitens des Beobachters, um den subtilen Nuancen der Vielschichtigkeit nachzuspüren.  Zudem ist der bewusste Einsatz der Farben ein wichtiger Faktor, um die Wirkung des Bildaufbaus zu intensivieren.
Man kann diese Bilder immer wieder betrachten, weil sie eine Aura des Zeitlosen und Archaischen ausstrahlen und den Eindruck wecken, sie hätten immer schon existiert. Poersch arbeitet in Serien, die sich meistens um vier bis sechs Arbeiten handeln.

Fotos: Thorsten Poersch
artpoersch.de

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