Inhaltsverzeichnis
- Lage und Bedeutung auf Sylt
- Historischer Ursprung: Seebäderdienst und Inselbahn
- Seenotrettung: Konstante maritime Präsenz
- Vom Traditionshafen zum Sanierungsfall
- Inros-Lackner: Planung mit Ambition (2021–2023)
- Politische Bewegung 2025
- Nutzung heute: Betrieb trotz Notstand
- Eigentumsfrage: Der Schlüssel zum Fortschritt
- Fazit
- Kommentar: Was jetzt passieren muss
Lage und Bedeutung auf Sylt
Der Hafen von Hörnum liegt an der Südspitze der Insel Sylt und ist ein gewerblich genutzter Hafen der Insel. Er erfüllt wichtige Funktionen: Ausflugsschifffahrt, Segelsport, Umschlag von Sylter Miesmuscheln. Formaler Eigentümer ist der Bund, zuständig ist die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV).
Als Schnittstelle zwischen Tourismus, Wirtschaft und Seefahrt ist der Hafen zentral für Hörnums Identität – und zugleich zum Prüfstein geworden, wie viel maritime Tradition eine moderne Insel erträgt.
Historischer Ursprung: Seebäderdienst und Inselbahn
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der natürliche, tideunabhängige Hafenbereich östlich des Budersands systematisch erschlossen. Am 29. Juni 1901 startete die HAPAG den Seebäderdienst Hamburg–Helgoland–Hörnum mit einer Landungsbrücke am Osthafen. Gleichzeitig eröffnete die Südbahn der Sylter Inselbahn, die Hörnum mit Westerland verband. Diese infrastrukturellen Weichenstellungen brachten Hörnum seinen ersten großen Aufschwung.
In der Folgezeit erfuhr der Hafen mehrfach Anpassungen und Erweiterungen – insbesondere während der Kriegsjahre, als strategische Bedeutung und militärische Nutzung eine Rolle spielten.

Seenotrettung: Konstante maritime Präsenz
Die DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) etablierte zwischen 1936 und 1961 eine Rettungsstation in Hörnum. Nach einer Unterbrechung nahm man 1971 den Betrieb wieder auf – heute liegt dort das Seenotrettungsboot Horst Heiner Kneten stationiert. Diese Kontinuität verdeutlicht die ungebrochene maritime Bedeutung des Ortes.
Vom Traditionshafen zum Sanierungsfall
Die Grundstruktur des Hafens geht auf 1935 zurück; größere Sanierungen wurden zuletzt vor rund 50 Jahren vorgenommen. Inzwischen zeigen sich gravierende Bauschäden: Molenrisse, marode Kaianlagen, abgesperrte Bereiche wegen Einsturzgefahr.
Im Jahr 2024 wurde die Westkaje aus Sicherheitsgründen gesperrt. Nach dpa-Meldungen sind nur noch etwa 10 % des Hafens nutzbar. Bürgermeister Udo Hanrieder spricht offen von einem kritischen Zustand. Die kalkulierten Kosten für eine umfassende Sanierung liegen zwischen 39 und 50 Millionen Euro.
Der Bund hat sich zu einer Teilfinanzierung bereiterklärt, doch die Frage der Kostenverteilung und der Zuständigkeit verhärtet sich. Die Gemeinde Hörnum strebt die Übernahme des Hafens an, kann aber ohne Eigentumsübertragung keine Fördermittel beantragen.
Inros-Lackner: Planung mit Ambition (2021–2023)
Die Gemeinde Hörnum hat das Ingenieurbüro Inros Lackner SE mit der Generalplanung für Ausbau und Modernisierung des Hafens beauftragt. (Quelle: Hafen Hörnum, Sylt – INROS LACKNER, eigene Projektseite) INROS LACKNER SE
Wichtige Eckdaten und Ziele:
- Planungszeitraum: 2021 bis 2023.
- Realisierung: ab 2025 vorgesehen.
- Zielsetzung:
• Instandsetzung und Modernisierung der Hafenanlagen.
• Aufbau neuer Orte der Begegnung (Promenaden, Freiflächen, Gastronomie) und Aufwertung als öffentlicher Ort.
• Der Hafen soll nicht nur technisches Nutzobjekt bleiben, sondern Attraktivität für Tourismus und Gewerbeentfalten. - Ausgangslage: Die grundlegende Hafenstruktur stammt aus dem Jahr 1935, die letzte größere Sanierung erfolgte vor rund 50 Jahren.
- Gemeinsame Zielsetzung mit der Gemeinde: Möglichst kurzfristige Baurealisierung.
Quelle: INROS LACKNER
Diese Quelle verleiht dem Modernisierungskonzept zusätzlichen Gewicht – nicht nur technisch, sondern auch als strategischer Rahmen, um den Hafen wiederzubeleben und in den Ortszusammenhang einzubetten.
Politische Bewegung 2025
Am 1. Oktober 2025 verkündete Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, er wolle sich aktiv für eine Lösung einsetzen. Ziel: eine verbindliche Kostenaufteilung zwischen Bund, Land und Gemeinde. Bürgermeister Hanrieder betonte, der Hafen stehe für mehr als Schiffe – er stehe für Identität, Wirtschaft und Zukunft Hörnums.
Nutzung heute: Betrieb trotz Notstand
Trotz massiver Einschränkungen bleibt der Hafen funktionsfähig – wenn auch stark limitiert:
- Ausflugsschiffe (Adler-Schiffe) fahren von Hörnum zu den Seehundsbänken, zu Amrum, Föhr u. a.
- Muschelfischerei nutzt den Hafen als Umschlags- und Lagerplatz.
- Segel- und Katamaranclubs nutzen Liegeplätze, wenn möglich.
- Die bereits erwähnte Kegelrobbe „Willi“ war lange Zeit eine lokale Attraktion und steht symbolisch für das Zusammenspiel von Natur und Hafenbetrieb.
Eigentumsfrage: Der Schlüssel zum Fortschritt
Bereits 2020 wurde durch Bund, Land und Gemeinde eine unentgeltliche Übertragung des Hafens (nach Aufhebung des Schutzhafenstatus) angestoßen – bisher aber nicht realisiert. Solange der Bund Eigentümer bleibt, kann Hörnum keine Fördermittel beantragen und bleibt darauf angewiesen, dass oberste Ebenen Lösungen liefern.
Fazit
Der Hörnumer Hafen ist weit mehr als eine Hafenanlage: Er ist historisches Zeugnis, touristischer Motor, und wirtschaftliche Lebensader zugleich. Doch er steht am Scheideweg: Verfall oder Erneuerung – mit allen politischen, finanziellen und organisatorischen Hürden.
Kommentar: Was jetzt passieren muss
Der Hafen von Hörnum ist ein Mahnmal dafür, wie schnell maritimes Erbe bröckeln kann, wenn Verantwortung nicht klar verteilt ist. Die Zeit für zögerliches Agieren ist vorbei.
Was jetzt passieren muss:
- Der Bund muss die Übertragung vollziehen. So lange er Eigentümer bleibt, kann Hörnum nicht selbst handeln.
- Das Land muss verbindliche Mittel bereitstellen. Förderprogramme ohne klare Finanzierung sind Makulatur.
- Die Gemeinde braucht Planungssicherheit. Das Inros-Lackner-Konzept zeigt einen ambitionierten Rahmen – doch nur mit gesichertem Zugriff auf Mittel und Entscheidungshoheit kann realisiert werden.
Sie haben Ergänzungen? Gerne mit passender Quelle an redaktion@syltexklusiv.com
Das könnte Sie auch interessieren: