Der Ostermarkt Morsum – eine lebendige Tradition im Muasem Hüs
Ein persönlicher Bericht vom Ostermarkt der Kulturfreunde e.V. – aus der Perspektive eines stillen Mithelfers und begeisterten Besuchers.
Wer an diesem Wochenende das Muasem Hüs betritt, betritt eine andere Welt. Eine, in der das Wort Handwerk nicht zur nostalgischen Hülse verkommt, sondern gelebte Wirklichkeit ist. Am 12. und 13. April findet dort der traditionelle Ostermarkt der Morsumer Kulturfreunde statt – mit freiem Eintritt, leckeren Kuchen und einem Geist von Gemeinschaft, der in Zeiten digitaler Zerstreuung fast schon unwirklich anmutet.

Persönlicher Blick auf den Ostermarkt Morsum – vom Helfer zum Beobachter
Ich schreibe diesen Text nicht mit journalistischer Distanz, sondern mit einem stillen Lächeln und einer gewissen Befangenheit. Vor einem Jahr lernte ich hier Annelotte kennen, eine der Weberinnen – und seither bin ich regelmäßig bei Veranstaltungen der Kulturfreunde zu Gast. Heute war ich sogar Teil davon. Ich stand am Stand, half mit, kam ins Gespräch. Mit Besucherinnen, mit Ausstellern, mit jenen, die seit Jahrzehnten das kulturelle Leben des Ortes mittragen.
Von 10.30 bis 17.00 Uhr war ich Beobachter und Mitwirkender zugleich. Die Frage, ob sich junge Menschen noch für echtes Handwerk interessieren, lässt sich nach einem Tag wie diesem mit einem klaren „Ja“ beantworten. Ebenso wie die Frage, ob ältere Besucher die Qualität von Stoffen, Garnen und Webkunst noch zu schätzen wissen – auch hier: ein glasklares „Ja“. Glücklicherweise war kein Platz für das typische Schnäppchenpublikum. Stattdessen: Neugierige Fragen. Wertschätzung. Zeit.

Handwerk erleben – Was den Ostermarkt Morsum so besonders macht
Zwischen kunstvoll folierten Eiern, feinem Schmuck, Keramik, viel Handgehäkeltem, Gemalten, Gebasteltem, liebevoll gefertigten Strickwaren und viel mehr tummeln sich rund zwanzig Ausstellerinnen und Aussteller. Die Malgruppe der Kulturfreunde zeigt Bilder und Karten, die Weberinnen ihre breite Auswahl. In einem Gespräch mit einer der Weberinnen, die zugleich Teil der Malgruppe ist, wurde mir einmal mehr bewusst, wie viel mehr diese Treffen bedeuten. Für die knapp Achtzigjährige ist das Muasem Hüs mit seinen festen Terminen ein Ort der Struktur, der sozialen Verbindung – ein Ankerpunkt im Alltag. Und vielleicht auch ein kleiner Schutz gegen das stille Verschwinden im Alter.

Der Ostermarkt ist auch deshalb so besonders, weil er mehr ist als eine bloße Verkaufsausstellung. Er ist ein Ort der Begegnung. Wer ein Gespräch mit den Ausstellerinnen wagt, wird belohnt – mit Geschichten, mit Einblicken in Techniken, mit dem Gefühl, dass hier nicht Masse zählt, sondern Sinn.

Für mich persönlich war es ein wohltuend analoger Tag, fernab des Bildschirms, aber nah dran am Leben auf der Insel. Ich habe alte Bekannte getroffen – nach einem Jahr auf Sylt läuft man sich dann doch irgendwann über den Weg – und neue Bekanntschaften geschlossen. Einige dieser Gespräche werden in den kommenden Wochen in Interviews münden. Keine standardisierten Fragebögen, keine PR-Texte. Sondern echte Gespräche, aus echten Begegnungen geboren.

Noch nicht da gewesen? Der Ostermarkt Morsum geht weiter
Wer diesen Samstag verpasst hat, dem sei gesagt: Es ist noch nicht zu spät. Am Sonntag geht es weiter – von 11 bis 17 Uhr. Für das leibliche Wohl sorgt das Bistro „Wie Zuhause“ mit saisonalen Gerichten, das Kuchenbuffet ist ohnehin ein Gedicht. Und wer ein Stück echtes Handwerk mitnehmen möchte – etwas, das nicht nur das Zuhause, sondern vielleicht auch ein wenig die Seele verschönert –, der sollte sich ein wenig Zeit nehmen. Vielleicht auch für einen Dialog mit einer Künstlerin, einem Künstler. Es lohnt sich.
