Meine erste Biike – und warum ich jetzt Feuer und Flamme bin
Dieses Jahr war es soweit: Meine erste Biike! Ich bin absolut unvoreingenommen an die Sache herangegangen – mit dem Gedanken: „Wie faszinierend ist das Biikebrennen für mich wirklich?“ Ich wusste, dass das Biikebrennen auf Sylt einen besonderen Stellenwert hat, aber so ganz konnte ich mir das Spektakel vorher nicht vorstellen.
Von Bekannten aus Österreich kannte ich bereits die dortigen Osterfeuer, die angeblich von findigen Bauern gerne genutzt werden, um „auch andere Abfälle“ diskret verschwinden zu lassen.
Mein kritischer Blick auf Sylt? 1A-Grünzeugware! Hier wurden ausschließlich ordentliche Holzreste, Bäume und Sträucher verbrannt – keine alten Sofas oder mysteriöse Gartenhinterlassenschaften.
Eigentlich hatte ich an diesem Tag keine großen Pläne mit Freunden. Es gibt ja manchmal so Tage, an denen man einfach etwas für sich macht. Also entschied ich mich spontan für List als meinen Biike-Ort.
Und wer jetzt denkt, dass sich dort nur ein paar Leute um ein Feuer versammeln – weit gefehlt! Gefühlt war ganz List anwesend, aber trotzdem war die Atmosphäre nahezu familiär und angenehm. Die Gruppe mit Kaltgetränken in der Hand? Glücklich. Die Kinder, die sicher aus der Nähe der Feuerwehrleute das Feuer bestaunten? Begeistert. Und ich? Stand in wohliger Wärme und genoss einfach das Knistern der Flammen.

Ich habe zwei Livestreams gestartet, und es war spannend zu sehen, wie viele Zuschauer sich deutschlandweit für das Biikebrennen interessierten. Viele kommentieren live, dass sie sich schon jetzt wieder auf das nächste Jahr freuen – ein echtes Highlight also, nicht nur für Sylter, sondern auch für Fans von norddeutschen Traditionen.
Dann kam der Moment, der mich wirklich zum Lachen brachte: Plötzlich erklang „Atemlos“ von Helene Fischer.
Ob die Songauswahl dem sich entwickelnden Rauch geschuldet war? Oder ob es einfach ein guter Stimmungsmacher sein sollte? Ich tippe auf Letzteres. Da der Wind die ganze Zeit über nicht drehte, blieben unschöne Rauchschwaden auf der LUV-Seite aus.
Und trotz der mächtigen Flammen lief alles absolut sicher ab. Die Feuerwehr war vor Ort, jederzeit bereit einzugreifen – aber glücklicherweise musste sie nicht aktiv werden. Ein wirklich schöner Abend, und ich freue mich schon auf das kommende Jahr!
Was ist das Biikebrennen eigentlich?
Wer noch nie von diesem friesischen Fest gehört hat, fragt sich jetzt vielleicht: Was hat es mit diesem Biikebrennen auf sich?
Das Biikebrennen ist weit mehr als nur ein großes Feuer – es ist ein lebendiges Stück friesischer Kultur und seit 2014 offiziell Teil des immateriellen Kulturerbes Deutschlands.
Der Begriff „Biike“ stammt aus der nordfriesischen Sprache und bedeutet wörtlich übersetzt „Zeichen“ oder „Bake“. Ursprünglich dienten diese Feuer als Signal für Seefahrer und Walfänger, die sich bei stürmischem Wetter an den Flammen orientieren konnten. Später wurde das Biikebrennen zum Symbol für den Abschied vom Winter und den Start in einen neuen Lebensabschnitt.
Heute ist es vor allem ein Fest, das Gemeinschaft, Geschichte und Tradition miteinander verbindet – und auf Sylt ein echtes Highlight im Jahreskalender.
Der Ablauf – Ein Abend voller Atmosphäre
Gegen 18.00 Uhr beginnen die feierlichen Fackelumzüge. Sylter und Gäste versammeln sich, ziehen gemeinsam zu den Biikeplätzen, wo große Holzhaufen aufgeschichtet sind. Mit dem traditionellen Ruf „Tjen di Biiki ön!“ – friesisch für „Zündet die Biike an!“ – werden die Feuer entzündet.
Wenn die Flammen in den Himmel steigen und Funken von der steifen Nordseebrise davongetragen werden, entsteht eine ganz besondere Atmosphäre. Es ist ein Moment, in dem man die Kraft der Tradition spürt und das Gemeinschaftsgefühl der Inselbewohner und Besucher erleben kann.
Kulinarik und Geselligkeit – Der perfekte Ausklang
Nach dem Feuer versammelten sich viele Gäste in den gemütlichen Restaurants der Insel, um das traditionelle Grünkohlessen zu genießen. Ein deftiges Mahl aus Grünkohl, Kassler, Kochwurst und Bratkartoffeln – herzhaft, norddeutsch und perfekt für einen Winterabend.
Für viele Sylter und Besucher war dieses gemeinsame Essen der Höhepunkt des Abends, denn es bot die Gelegenheit, sich auszutauschen und in geselliger Runde die Wärme der friesischen Gastfreundschaft zu erleben.
Warum dieses Fest so besonders ist
Das Biikebrennen ist mehr als nur ein optisches Spektakel – es ist ein Symbol für Zusammenhalt und die tiefe Verbindung der Sylter mit ihrer Geschichte. Die Tradition lebt, weil sie von Generation zu Generation weitergegeben wird, und sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, kulturelles Erbe zu bewahren.
Wer dieses besondere Ereignis verpasst hat, sollte sich den 21. Februar 2026 vormerken – dann leuchten die Biikefeuer auf Sylt erneut!
Text und Fotos: Stefan Kny