SyltKrimi, Dünengrab Teil 19

In unserem Fortsetzungskrimi geht es heute mit Teil 19 von Dünengrab weiter.  Hier startet der Fortsetzungskrimi.

Vor dem Larsenhaus flatterte das Absperrband im Nordseewind, als Heike Röder ihren Wagen vor dem Nachbarhaus parkte.

Sie stieg aus und schätzte die Entfernung zum Tatort.

Nie und nimmer konnte ein Hilferuf aus dem Larsenhaus bis hierher dringen! Schon gar nicht bei dem Sturm letzte Nacht.

Die Klingelschilder waren nummeriert, nur Sellerings Name stand auf einem.

Heike drückte auf den Knopf. Nichts. Sie klingelte noch einmal. Kein Summer, der ihr die Haustür öffnete. Offenbar war Lisa Sellering nicht zuhause.

Sie drückte mit beiden Händen auf die übrigen 5 Knöpfe. Irgendwer würde schon öffnen.

Im nächsten Moment ging der Türsummer und Heike betrat den gefliesten Hausflur. Sie hörte, dass mehrere Wohnungstüren aufgingen.

»Herr Markmann?«, rief sie die Treppe hoch und aus dem ersten Stock meldete sich eine tiefe Männerstimme.

Als Heike sich vorstellte, sah sie das Entsetzen in dem Gesicht des weißhaarigen Rentners.

»Wir machen hier seit Jahren Urlaub, meine Frau und ich. Unfassbar, dass direkt nebenan eine Frau ermordet wurde. Einfach schrecklich!«

Heike nickte und drückte ihr Bedauern aus.

»Wir kommen her, um unsere Ruhe zu haben und jetzt das! Letzte Nacht war an Schlaf nicht zu denken! Auf jeden Fall ist es unser letzter Aufenthalt in diesem Haus!«, zeterte eine kleine, dralle Frau in den Siebzigern und streckte ihren Kopf durch den Türrahmen. Das musste Frau Markmann sein.

Heike wunderte sich über gar nichts mehr. Viele Touristen meinten, nur weil sie viel Geld für ihre Unterkunft bezahlten, hätten sie ein Anrecht auf Beschwerden. Das Wetter, ausgebuchte Restaurants, Hunde am Strand, spielende Kinder – die Liste war endlos!

»Wir sind noch ganz geschockt!«, erklärte Herr Markmann und bat sie herein.

Auf dem Weg ins Wohnzimmer kamen sie an einem Schlafzimmer und einem Bad vorbei. Die Türen standen offen und beide Räume waren klein, aber modern eingerichtet. Im Flur befand sich eine Küchenzeile und am Ende traten sie in ein geräumiges Wohnzimmer mit fantastischem Ausblick. Heike seufzte bei dem Gedanken an ihr 1-Zimmer-Apartment in der Stettiner Straße in Westerland. 

Sie nahmen am Esstisch Platz.

»Können Sie mir sagen, wann genau Sie die Hilferufe gehört haben?«

»Wir haben gar nichts gehört! Eine Frau hat bei uns geklingelt!«

»Was für eine Frau?«

»Das weiß ich nicht. Vielleicht wohnt sie hier im Haus?«

»Ich habe doch gesagt, du sollst dir ihren Namen geben lassen!«, zischte Frau Markmann ihrem Mann zu.

»Nochmal ganz von vorn, Herr Markmann, das ist sehr wichtig für uns.«

Heike nahm ihren kleinen Notizblock und einen Kuli zur Hand.

»Wie war das genau?«

»Um kurz vor halb eins hat es Sturm geklingelt. Ich öffnete die Haustür und sah eine Frau in den Hausflur treten. Sie war ganz aufgelöst und rief, dass im Nachbarhaus eine Frau um Hilfe schrie und wir sofort die Polizei rufen sollten!«

»Sie hat ihren Namen nicht genannt?«, fragte Heike.

Herr Markmann schüttelte den Kopf.

»Und sie hat Sie aufgefordert, die Polizei zu rufen?«

»Genau! Sie war so aufgeregt, das junge Ding!«

Heike stockte kurz.

»Und weshalb hat sie nicht selbst die Polizei gerufen?«

Irritiert sah der alte Mann sie an.

»Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Schließlich war es ja ein Notfall!«

»Ja, klar, in so einer Situation handelt man intuitiv, das verstehe ich. Wie ging es dann weiter?«

»Ich wählte die 110 und kurze Zeit später sahen wir das Blaulicht von einem Polizeiwagen, der zu dem Nachbarhaus fuhr. Ihre Kollegen waren sehr schnell hier.«

»Wo war die Frau in dieser Zeit? Hier bei Ihnen in der Wohnung?«

»Nein! Wie gesagt, ich habe angenommen, sie sei ein Feriengast hier im Haus. Wissen Sie, in so einer Ferienwohnung kennt man seine Nachbarn ja nicht.«

Er hob entschuldigend die Schultern.

»Können Sie die Frau beschreiben?«

»Sie war jung, höchstens 30, schlank und ungefähr so groß wie Sie, aber genau kann ich es nicht sagen, weil sie ja unten im Hausflur gestanden hat. Auf jeden Fall trug sie eine dunkle Jacke mit Kapuze. Es war ja auch stürmisch draußen.«

»Also kam sie von draußen?«

Der Rentner schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf.

»Das habe ich zumindest angenommen. Es ging alles so schnell und wir hatten ja auch Angst, dass etwas passiert sein könnte und das ist es ja schließlich auch. Schrecklich!«

»Würden Sie das Gesicht wiedererkennen?«

»Ja, das denke ich schon!«

»Einen Moment bitte!«

Heike verließ die Wohnung, ging zu ihrem Wagen und kehrte kurz darauf mit ihrem Tablet zurück.

Sie rief das Facebook Profil von Juliette Durand auf und zeigte es den Markmanns.

»Mmmh, sie trug eine Brille, aber ja, das ist sie!«

»Sind Sie sicher?«

Er nickte.

»Ich bin zwar 76, aber meine Augen sind noch gut. Ja, ich bin mir sicher!«

Heike lächelte dem Ehepaar zu, bedankte sich bei ihnen und verabschiedete sich.

Draußen vor der Tür grinste sie breit.

Bingo!

In Kooperation mit der Krimi-Autorin Krinke Rehberg präsentieren wir Ihnen den fesselnden Syltkrimi Dünengrab in mehreren Teilen. Jeden Samstag erscheint morgens ab 8.00 Uhr ein neuer Teil, des SyltKrimis. Lehnen Sie sich zurück, lassen Sie sich mitreißen und verpassen Sie Woche für Woche keine Folge des SyltKrimis. Wir lesen uns am kommenden Samstag mit Folge 20 wieder. Titelbild: Unis Riba/Shutterstock.com

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