Donnerstag, November 14, 2024
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SyltKrimi, Dünengrab Teil 4

Spannung pur auf Syltexklusiv! In Kooperation mit der Krimi-Autorin Krinke Rehberg präsentieren wir Ihnen den fesselnden Syltkrimi Dünengrab in mehreren Teilen. Die perfekte Lesezeit ist gekommen: Jeden Samstag erscheint ein neuer Teil, des SyltKrimis. Lehnen Sie sich zurück, lassen Sie sich mitreißen und verpassen Sie Woche für Woche keine Folge des SyltKrimis. Heute Teil 4. Teil 3 finden Sie hier.

»Welcher Vollidiot parkt mit seinem rostigen Hippie-Bus auf meinem Parkplatz?«

Benno Larsens Stimme klang durchs Haus, noch bevor er die Haustür geschlossen hatte.

Bente, die gerade mit Hansen und Röder im Flur sprach, drehte sich zu ihm um.

»Der Vollidiot bin ich. Hauptkommissarin Brodersen. Und Sie sind?«

Natürlich wusste sie sofort, wer er war. Sie erkannte ihn von den Fotos im Internet.

»Dann machen Sie mal meinen Parkplatz frei, Frau Hauptkommissarin.«

Benno Larsen war es gewohnt, Widerrede komplett zu ignorieren.

»Und lassen Sie den Köter im Auto! Nicht, dass der auf meinen Rasen pinkelt!«

Mit solch ausgefahrenen Ellenbogen brachte man es also zu etwas, dachte Bente. Dass er ihren Hund als Köter bezeichnete, machte ihn noch unsympathischer, als er ohnehin schon war.

»Was ist hier überhaupt los?«

Er rief nach seiner Frau.

»Svea!«

»Sie ist oben bei Ihrer Tochter.«

»Was ist mit Jördis?«

Zwei Stufen auf einmal nehmend stürzte er die Treppe in das Obergeschoß hinauf.

»Jördis, Papa ist da, meine Prinzessin!«

Benno Larsen verschwand im Kinderzimmer.

»Ich möchte, dass Sie alles über diese Juliette Durand herausfinden. Wo kommt sie her, gibt es Hinweise auf ihrem Facebook- oder Instagramprofil? Alles, was sie finden können!«, wandte Bente sich an Heike Röder.

Den seelischen Beistand für Frau Larsen konnte ihr Mann jetzt übernehmen.

Tammo Hansen hielt sich im Hintergrund. Er kannte seine Nachfolgerin nur vom Hörensagen.

Man sagte, sie sei schwierig, eigenbrötlerisch und lachte so gut wie nie. Und dass sie nirgendwo ohne ihren Hund hinging.

Sie war eine attraktive Frau, die ihre Weiblichkeit hinter Männerklamotten versteckte. Offensichtlich stand bei ihr Funktionalität vor Modebewusstsein.

»Die SpuSi hat die Umgebung des Fundortes der Strickjacke abgesucht. Es gibt keine Spuren, die zum Meer hinunterführen. Wir können also ausschließen, dass sie sich wegen der Schwangerschaft in einer Kurzschlusshandlung etwas angetan hat oder ins Wasser gegangen ist.«, berichtete Hansen.

»Ausgerechnet eine Frau als Nachfolgerin!«, murmelte er in seinen Bart.

Bente hatte es gehört, ignorierte ihn aber. Die Tatsache, dass Frauen bei der Polizei immer noch nicht ernst genommen wurden, begleitete sie seit Jahren und es hatte schon weitaus schlimmere Bemerkungen gegeben.

»Ich freu mich auch, Sie kennenzulernen!«

Sie sieht ihn auffordernd an.

»Hansen.«

»Brodersen.«

Bente runzelte kurz die Stirn. Dieser Hauptkommissar gehörte zu den alteingesessenen Friesen. Wortkarg, direkt und mit der konservativen Ansicht, Frauen sollten sich nicht in Männerarbeit einmischen. Es wurde Zeit, dass die Alten in Rente gingen und Platz für neues Gedankengut machten, aber diese Gedanken behielt sie für sich. Es brachte nichts, sich mit ihrem Vorgänger auseinanderzusetzen. Er war ab nächste Woche in Pension und konnte täglich seinen Rasen mähen!

»Dann haben wir das geklärt!«, sagte Hansen trocken.

Bente reichte ihm eine ihrer Visitenkarten.

»Schicken Sie alle Fotos, die bis jetzt gemacht wurden, auf mein Handy.«

Hansen grunzte, was sie als Zustimmung deutete.

Sie ging die Treppe hoch und klopfte an die Kinderzimmertür.

»Herr Larsen?«

Die Tür wurde aufgerissen und Benno Larsen trat heraus, sodass sie zurückweichen musste.

»Nicht hier vor unserer Tochter. Sie ist erst drei! Meine Frau sagt, es geht um Juliette?«

Er klang nicht besorgt, sondern verärgert.

»Wollen wir unten in der Küche sprechen?«

Als sie vor ihm die Treppe hinunterging, fühlte sie sich mit Benno Larsen im Rücken unwohl. Er strahlte eine Dominanz aus, die beinahe bedrohlich wirkte.

»Meine Frau sagt, Juliette wird vermisst und an ihrer Jacke ist Blut?«

»Wir gehen verschiedenen Hinweisen nach.«

»Und die wären? Geht es konkreter?«

Benno Larsen sah sie auffordernd an.

Bente beschloss, nicht darauf einzugehen. Im Ignorieren hatte sie bis jetzt noch jeden besiegt.

»Wissen Sie, was Juliette in ihrer Freizeit macht? Hat sie Freunde auf der Insel?«

»Woher soll ich das wissen? Ich geh morgens aus dem Haus und komme abends wieder. Da ist sie bereits meist in ihrer kleinen Wohnung. Freunde, glaube ich nicht. Sie ist etwas seltsam, liest viel und so!«

»Ihre Frau sagte, sie wäre so etwas wie ein Familienmitglied.«

»Na ja, sie wohnt hier!«

»Wessen Idee war es, ein Au-pair-Mädchen einzustellen?«

Bente stellte die Frage aus einer Eingebung heraus.

»Ist das wichtig?«

»Könnte es werden!«

»Wenn was eintritt?«

Ihm fehlte es eindeutig an Respekt ihrer Arbeit als Kommissarin gegenüber.

Er war weder hilfsbereit noch wirklich interessiert. Die Gegenfragen, die er stellte, hatten etwas Provokantes an sich.

»Ich notiere mir, dass Sie sich dazu nicht äußern wollen.«

Sie zückte den durchsichtigen Plastikkugelschreiber.

»Moment! Ich frage nur, ob das wichtig ist.«

Er testete aus, wie weit er gehen konnte, ohne als unkooperativ zu gelten.

»Sehen Sie, Herr Larsen, wir können uns hier gern im Kreis drehen, aber wir versuchen herauszufinden, ob Ihrem Au-pair-Mädchen etwas zugestoßen ist und ich frage mich, weshalb Sie jegliche Mithilfe verweigern.«

»Das haben Sie falsch interpretiert! Ich verweigere mich nicht, aber Juliette wird irgendwo am Strand sitzen und lesen. Sie liest immer!«

»Auf ihrem E-Book-Reader?«

Bente zeigte auf den kleinen Kindle, der mit den anderen Sachen aus dem Rucksack auf dem Küchentisch lag.

»Na gut, dann hat sie ihn halt vergessen, na und?«

»So, wie Sie es darstellen, Herr Larsen, geht Juliette aus dem Haus, vergisst ihren Kindle, den sie aber immer benutzt, weil sie viel liest und nimmt dafür ihren Reisepass mit?«

Er starrte sie für eine Sekunde an.

Bente hatte schon in viele Augen gesehen. Sie hatte Traurigkeit, Schuldbewusstsein, Nervosität oder auch Interesse darin gesehen. Benno Larsens Augen aber waren kalt und empathielos.

»Was weiß ich, es gibt viele Gründe, seinen Pass mitzunehmen. Vielleicht eröffnet sie ein Konto oder schließt einen neuen Handyvertrag ab? Haben sie es schon auf ihrem Handy versucht?«

»Das ist eine gute Idee, Herr Larsen. Danke für diesen Tipp!«

Bentes Sarkasmus war nicht zu überhören.

»Ich helfe immer gern, Frau…« 

Er stockte kurz. 

»Brodersen, richtig?«

»Kommissarin Brodersen!«

»Oh, ist es Ihnen unangenehm, eine Frau zu sein?«

Bente fragte sich, weshalb er darauf abzielte, sich mit ihr anzulegen.

»Eine junge Frau wird vermisst und es gibt ernsthafte Anzeichen und Indizien, um sich mehr als nur Sorgen zu machen. Ihr lockerer Ton ist unangebracht!«

Sie musste ihn aus der Reserve locken, ihn überraschen! Noch konnte sie sich keinen Reim auf Benno Larsen machen, aber seine Frau tat ihr auf jeden Fall leid.

»Führen Sie und Ihre Frau eine harmonische Ehe?«

»Das ist Ansichtssache!«

Er besaß die Frechheit, sie anzugrinsen.

»Sind Sie und Juliette sich jemals nähergekommen?«

»Das ist absurd!« 

Larsens Tonfall verriet Unmut und Ärger. Bente war auf dem richtigen Weg.

»Wussten Sie, dass Juliette schwanger ist?«

Jetzt kam es auf seine Reaktion an! 

Benno Larsen lachte laut auf und schüttelte den Kopf.

»Juliette? Niemals!«

»Und was macht sie da so sicher?«

»Sie steht auf Frauen!«

Weiter geht es in Teil 5 SYLTKRIMI Dünengrab am kommenden Samstag. 

Titelbild: Unis Riba/Shutterstock.com

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