Donnerstag, November 21, 2024
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Sylt verbindet. Interview mit Zukunftsforscherin Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg

In der Kategorie Sylt verbindet stellen wir Euch ganz unterschiedliche Personen vor. Gemeinsam fühlen sich Alle, jeder auf seine Art und Weise, mit der Insel Sylt verbunden. Wir interviewen heute Zukunftsforscherin Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg.

Anabel, wie und wann ist deine Liebe zu Sylt entstanden ?

Jeder von uns hat Lieblingsworte – die hörst Du und gleich kommen Bilder und Gefühle, die die Stimmung heben, dir gute Laune machen, dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sylt ist so ein Wort für mich, getoppt noch in Kombination mit dem Song Westerland – seit meiner Kindheit. Meine Tante, eine Biologin, hat mir hier als Kind Vogelarten, Würmer und Fische erklärt, während wir in Gummistiefeln mit Regenjacke oder bei gutem Wetter in Badekleidung mit einem Handtuch um den Hals barfuß am Strand entlang stapften, den Geruch des Salzwassers in der Nase, den Wind in den Haaren und den Geschmack vom Leysieffer Milchreis mit Zimt und heißen Kirschen auf der Zunge.


Was verbindet Dich persönlich mit der Insel ?

Jetzt lüfte ich ein Geheimnis: Auf Sylt kam mir als Kind das erste Mal die Idee, dass ich ein Buch schreiben möchte. Man kann also sagen, Sylt hat meine Karriere als Autorin angestoßen. Ich dachte, dass Bücher die Welt verändern können. Dem ging ein Erlebnis voran, das mich nachhaltig prägte. Nachdem ich als 7Jährige ein paar Monate vorher am Strand von Norddeich-Mole erschrocken war, anstelle eines feinen weißen Sandes zum Bauen einer Sandburg einen Strand vor mir zu haben, der zu weiten Teilen von Plastikmüll bedeckt war, fasste ich auf Sylt den Entschluss, dass ich mit einem Buch andere Kinder über die Situation informieren und aufrufen wollte, Plastik zu sammeln, Müll zu vermeiden und insgesamt nachhaltiger zu leben.


Welche Rolle spielt Sylt in Deinem beruflichen Werdegang?

Sylt war und ist immer eine Hideaway für mich. Ein Ort, an dem ich komplett abschalte. Egal, wie das Wetter ist, die Natur genieße und einfach entspanne. Egal, ob ich im Samoa Seepferdchen esse oder am Weststrand entlanglaufe und abends gemütlich vor dem Kamin sitze und dem Knistern des Feuers zuhöre. Handy? Nebensache. Einfach mal tief durchatmen, in die Sonne laufen, den Sand unter den Füßen spüren. Das lädt die Batterien so dermaßen gut auf. Übrigens: auch bei Schittwetter – in Gummistiefeln, wenn es regnet und stürmt.

Du bist weltweit unterwegs, was macht Sylt für Dich einzigartig?

Sylt ist klein aber oho. Du findest hier alles – von unglaublicher Ruhe, bei der du den Fall einer Feder hören würdest, und wunderbarer Natur über gemütliche Häuser mit Reetdach, Kamin und Sauna bis hin zu wirklich attraktivem Shopping und köstlichem Essen mit und ohne Stern, aber definitiv leckerem frischen Fisch + wenn man will weitem Blick über das Meer gratis dazu.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit beim Reisen für Dich?

Für Nachhaltigkeit habe ich mich ganz grundsätzlich entschieden – da kannte ich das Wort noch nicht. Mein Erlebnis als 7Jährige und mein folgendes Engagement für dieses Thema – und zwar allumfassend, von ökologischer über soziale bis zu ökonomischer Nachhaltigkeit prägt mein Denken und Handeln in jedem Schritt im Alltag. Fliegen? Wenn es per Bahn geht, dann Bahn. Autofahren? Wenn es per öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad oder zu Fuß geht, dann wähle ich eine der beiden Alternativen. Ich fahre absolut viel mit der Bahn, auch im Schlafwagen. Inland sowieso. Wenn es nicht vermeidbar ist, dann fliege ich auch. Für eine enkeltaugliche lebenswerte Zukunft – das ist für mich kein Spruch, das ist Lebensprinzip. Das war es schon, als ich noch keine Kinder hatte – jetzt gilt das umso mehr.


Dein Lieblingsplatz auf Sylt?

Ach, da gibt es so viele – eigentlich sind es gerade die, wo ich absolute Ruhe finde – die Tipps behalte ich deshalb natürlich für mich. Und sonst: es gibt auf Sylt so viele gute Restaurants und Cafes – ich liebe den Kakao in der Kupferkanne, vor allem im Winter drinnen, wenn man die Hände um die heiße dampfende Tasse fasst, um sich daran zu wärmen, in Vorfreude auf die süße Schokomilch. Und dann: mit Wehmut hänge ich an einem Cafe in Keitum, es muss die kleine Teestube sein. Dort entdeckten wir damals Bärenbilder, kleine niedliche Ölmalereien. Der Künstler, ein Ur-Sylter, sah sich mehr als Maler, der Wohnungen- und Häuserwände strich, bis dass wir ihn trafen. Ich arbeitete damals für ein Interieur-Unternehmen. Kurzum: wir waren von seinen Malereien begeistert, vereinbarten mit ihm einen Vertrag und von da an malte er seine Bärenbilder als Vorlage für Servietten, Kinderuhren, Bettwäsche, Spardosen, Tischdecken, Tischläufer, Kerzenkränze, Kerzen und Services, sogar ein Kinderbuch und ein Honig entstanden, die nach ihm benannt wurden. Sein Pinselstrich verkaufte sich in der ganzen Welt. Kinder liebten sie ebenso wie Erwachsene. Zu seinen Ehren wurde ein Bär in Überlebensgröße neben sein Haus auf Sylt gestellt. Warum dann Wehmut? Er starb ein paar Jahre später, recht früh, der Krebs raffte ihn schneller hin als jeder es dachte. Wir standen uns sehr nah. Sein Geburtstag in meinem Kalender erinnert mich jedes Jahr an diesen wunderbaren Menschen mit dem großen Herzen und dem sensiblen Pinselstrich.


Wie hat sich Sylt über die letzten Jahre verändert?

Ich finde, dass sich jeder “sein” Sylt suchen und finden kann. Die Insel ist, was die Natur angeht, immer im Wandel. Und das gilt, ganz anders natürlich auch für die Zentren. Das ist der Insel geblieben. Dass man hier alles finden kann. Ich bin für die Frage vielleicht auch nicht die Richtige – ich schaue mit den Augen eines Menschen auf die Insel, der nicht objektiv ist, etwas verklärt vielleicht. Ich liebe diese Insel.

Über Anabel Ternès von Hattburg:

Prof. Dr. Anabel Ternès (eigentlich Ternès von Hattburg) gilt als eine der führenden Köpfe für Nachhaltigkeit, Innovation und Leadership. Die Hypovereinsbank spricht von ihr als „eine der herausragenden Managerinnen und Unternehmerinnen Deutschlands“.


Anabel ist Zukunftsforscherin, Keynote Speakerin, Autorin und Gründerin nachhaltiger Start-ups. Die CEO von Sustain Plus ist geschäftsführende Direktorin des Berliner SRH-Instituts für Nachhaltigkeitsmanagement und Professorin für Kommunikationsmanagement in der Nachfolge von Dieter Kronzucker, dem Gründer des ZDF Nachrichtenmagazins heute journal. Als Mitglied, Beirätin und Gründerin von Think- und Do Tanks bringt sie ihre Ausbildung im Trendscouting, -monitoring, und-management bei Größen wie Li Edelkoort und Mieke de Bock ein. Sie hat eine langjährige internationale Führungserfahrung im Business Development, darunter für Samsonite, Triumph und Fielmann. Anabel Ternès engagiert sich in mehreren Gremien und Boards, darunter als Beirätin von Plant for the Planet, als Präsidentin Germany des Club of Budapest und International Embassy for Economic Affairs, Senatorin im Senat der Deutschen Wirtschaft, als Aufsichtsrätin von PAN, Redaktionschefin von Green Insights als Mitglied der UN Ocean Decade Germany und des Club of Rome.

Sie arbeitet als freie Journalistin für Magazine, Radio and Fernsehen, wie für FOCUS online. Begonnen als 7Jährige am Strand von Norddeich-Mole, als sie dort Mengen an Plastikmüll sah und ihre erste Initiative startete, setzt sich seitdem mit Projekten und in Organisationen für Menschenrechte und Umweltschutz ein. Anabel Ternès wurde für ihr unternehmerisches und ehrenamtliches Engagement mehrfach ausgezeichnet, darunter als Zukunftsforscherin, als Botschafterin der FRAUEN UNTERNEHMEN-Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums, mit dem Google Impact Challenge Award und als LinkedIn Top Voice Nachhaltigkeit.

Titelfoto: Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg
Copyright- Bettina Volke

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