Sylt – das bedeutet Natur, Ruhe, Erholung. Zumindest auf den ersten Blick. Doch wer sich in den digitalen Räumen der Insel bewegt, bemerkt schnell: Auch hier rauscht es gewaltig – und zwar in den Kommentarspalten.
Ob Sylt facebookgruppen, skool Communities oder anderen Foren mit Syltbezug – die sozialen Medien sind voller Austausch, Fragen, Diskussionen. Was für viele User Alltag ist, bedeutet für eine kleine, meist unbezahlte Gruppe von Menschen ständige Wachsamkeit: die Admins.
Versteht mich nicht falsch – die meisten Beiträge sind freundlich und respektvoll. Doch über die anderen muss man sprechen. Vor allem über die Arbeit und Nerven, die sie den Admins kosten.
Ehrenamt zwischen Eskalation und Empathie
Wer glaubt, Admins klicken nur gelegentlich auf „Beitrag genehmigen“, hat das Netz nicht verstanden. Sie moderieren, deeskalieren, löschen Hass und halten Diskussionen am Laufen – und das 365 Tage im Jahr. Denn Social Media kennt keine Öffnungszeiten.
Ein einzelner Kommentar kann reichen – und binnen Minuten kippt die Stimmung. Da wird ein Hund ohne Leine gepostet, und plötzlich geht es nicht mehr um Tierhaltung, sondern um das Abendland. Zwischen sachlicher Kritik und blanker Wut verläuft eine hauchdünne Linie.
Wenn Argumente enden, beginnt die Entgleisung
Es ist ein bekanntes Phänomen: Sobald die Argumente ausgehen, wird der Ton persönlich. Oder wie ein Ekel Alfred (Alfred Tetzlaff) es einmal formulierte:
„Wenn man keine sachlichen Argumente mehr hat, du Sau, dann geht es nur mit persönlichen Diffamierungen.“
Was überzogen klingt, ist oft Realität. Es wird beleidigt, diffamiert, entmenschlicht – nicht selten unter Klarnamen. Manche verstecken sich hinter Fake-Profilen, andere sind schamlos offen. Die Kommentarspalten sind längst kein Ort für Dialog mehr, sondern ein Minenfeld.
Digitale Hygiene braucht Pflege – und Mut
Admins stehen zwischen allen Fronten. Sie müssen einschätzen, was noch Meinung ist – und was bereits Hetze. Was gelöscht werden muss – und was stehen bleiben kann. Dabei laufen sie selbst Gefahr, zur Zielscheibe zu werden.
Löschen sie zu viel, heißt es: Zensur! Lassen sie etwas stehen, kommt der Vorwurf: Untätigkeit! Es ist ein Balanceakt, der Empathie, Fingerspitzengefühl und oft auch ein dickes Fell verlangt.
Der unterschätzte Wert digitaler Gemeinschaft
Viele Facebook-Gruppen auf Sylt sind wertvolle soziale Räume: für Hilfe, Information, Austausch. Doch ohne Admins würden sie schnell in Chaos versinken. Sie setzen Regeln durch, erklären sie immer wieder – geduldig, freundlich, konsequent.
Was sie leisten, ist digitale Infrastrukturarbeit. Eine Art Hygiene für die Seele des Internets. Sie filtern nicht nur Inhalte, sondern auch Emotionen. Und sie sorgen dafür, dass aus einem digitalen Ort kein rechtsfreier Raum wird.
Debattenkultur braucht Haltung – nicht Härte
Nein, niemand muss zu allem Ja und Amen sagen. Diskussionen gehören dazu. Aber sie brauchen Respekt, Geduld, Bereitschaft zum Zuhören. Argumente sind keine Angriffsfläche – sie sind Grundlage von Demokratie.
Fehlende Kommas (die Kommas und Kommata laut Duden), andere Meinungen, Widerspruch – das alles rechtfertigt keine persönlichen Angriffe. Und doch ist es oft genau das, was passiert, wenn Menschen verlernt haben zu diskutieren.
Hut ab vor allen, die das Netz lebenswert halten
Admins sind digitale Gastgeber:innen. Sie ermöglichen Gemeinschaft, wo andere nur Chaos sehen, räumen auf, wo andere hetzen. Sie halten Stand, wo andere längst gegangen sind.
Was Admins tun, ist unbezahlbar – und oft unsichtbar. Umso wichtiger, dass wir es sichtbar machen:
Danke an alle, die unsere digitalen Räume bzgl. Sylt menschlich halten.
Lesetipp: Route 3 Sagenwald https://syltexklusiv.com/sagenwald-sylt/
Text und Foto: Stefan Kny