Social Media und die verlernte Kunst, sich für andere zu freuen

Wer sich in den sozialen Medien bewegt, insbesondere auf Facebook, kennt sie: die zahlreichen Gruppen, die für wertvollen Austausch der Syltfans gedacht sind. In diesen Gruppen teilen Menschen ihre Erlebnisse, zeigen Fotos oder nehmen andere mit auf ihre persönliche Reise. Ein wirklich schönes Konzept! Doch so sehr diese Plattformen für Inspiration und positive Interaktion gedacht sind, so oft zeigen sich auch weniger erfreuliche Seiten des menschlichen Miteinanders.

Ein harmloser Post – eine Welle der Kritik

Nehmen wir ein Beispiel: Eine Frau postet voller Stolz ein Foto aus ihrem Lieblingsrestaurant. Sie beschreibt, wie sehr sie sich auf diesen Besuch gefreut hat, wie schön der Abend war und wie zufrieden sie mit allem ist. Eine einfache, positive Momentaufnahme.

Doch was passiert in den Kommentaren? Statt sich mit der Frau zu freuen oder den Beitrag einfach zu übergehen, häufen sich negative Bemerkungen:

  • „Das Essen dort ist doch gar nicht so besonders!“
  • „Viel zu teuer für das, was man bekommt.“
  • „Ich war dort und wurde bitter enttäuscht.“

Was soll die Frau mit diesen Informationen anfangen? Sie wollte keinen Restauranttest veröffentlichen, keine öffentliche Diskussion über Preis-Leistungs-Verhältnisse anstoßen. Sie wollte einfach nur ihre Freude teilen.

Meinungsfreiheit oder destruktives Verhalten?

Natürlich hat jeder das Recht auf freie Meinungsäußerung. Aber muss dieses Recht immer und überall ungefiltert ausgelebt werden? Ist es wirklich nötig, einen Beitrag, der offensichtlich keine Kritik einfordert, in Grund und Boden zu kommentieren?

Diese Art der negativen Reaktion beobachte ich immer häufiger. Es scheint fast, als würde vielen Menschen das Mitfreuen schwerfallen. Stattdessen suchen sie bewusst nach etwas, das sie kritisieren können.

Liegt es an unserer Gesellschaft?

Haben wir ein „Mecker-Gen“? Ist es Teil unserer Kultur, immer etwas zu bemängeln? Vielleicht. Denn in Deutschland neigt man dazu, eher über das zu sprechen, was nicht gut ist, als über das, was gelungen ist. Aber was bringt es?

Wenn jemand einen positiven Moment teilen möchte, wird dieser durch destruktive Kommentare oft kaputtgemacht. Das führt dazu, dass viele Menschen irgendwann gar keine Lust mehr haben, ihre Erlebnisse öffentlich zu teilen.

Ein Klassiker: Zwei Gläser Sekt auf dem Autozug

Besonders auffällig ist dieses Verhalten bei bestimmten „Trigger-Themen“. Ein Beispiel ist das berühmte Foto von zwei Gläsern Sekt (alkoholfrei oder nicht) auf einem Autozug. Kaum ein anderes Motiv scheint so viele hitzige Diskussionen auszulösen.

Mehr Toleranz, mehr Freude

Vielleicht täte uns allen ein wenig mehr Toleranz gut. Es ist nicht nötig, sich an jedem kleinen Detail zu stören oder jeden Beitrag kritisch zu hinterfragen.

Stellen wir uns vor, wie viel positiver unsere sozialen Medien wären, wenn wir uns häufiger einfach mit anderen freuen würden. Wenn wir anstatt zu kritisieren, öfter mal ein „Gefällt mir“ oder ein nettes Wort dalassen. Es kostet nichts – aber es macht einen großen Unterschied.

Lasst uns also üben, die Freude anderer anzuerkennen und mitzutragen. Denn Freude zu teilen, macht das Leben für alle ein bisschen schöner. 😊

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